Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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KÜKEN-STATUS
Motuara Island
Nester: 60
OK
Flügge
R.I.P
44
9
33
Stand: 04.11.2000
NEUIGKEITEN - 09. November 2000

Wir peilen wieder. Leider gibt es nicht arg viel zu peilen: Bark's Sender ist wohl hinüber (ha ha ha! - das Lachen des Verzweifelten) und Lil hat sich heute morgen schon kurz nach neun Uhr nach Osten um Arapawa Island in den Radioschatten verdrückt. Wir verbringen also den Tag damit an der Antenne auszuharren und zu lauschen, ob und wenn wann Lil wieder in den Queen Charlotte Sound zurückschwimmt.

Heute ist erheblich besser als gestern: im Moment haben wir einen wolkenlosen Himmel, doch der southerly von gestern hat nach wie vor nicht ausgeblasen. Doch er er läßt nach. Dafür scheint die Luft, die er uns um die Ohren bläst erheblich kälter als gestern, so daß man nach wie vor dick eingepackt auf der Station sitzt. Aber, hier auf Arapawa Island läßt es sich im Mini-Zelt aushalten. Der Trupp auf Motuara Island hält sich mit Nestchecks zwischen den Peilungen warm.


Zur Abwechslung mal der Blick aus dem Zelt auf ein gut bewettertes Motuara Island
(zum Schlecht-Wetter-Vergleich hier klicken)

Nun, so saß ich denn im Zelt, lauschte dem statischen Rauschen des Empfängers draußen und vertiefte mich in den Herrn der Ringe, als ich plötzlich ein tief glucksendes Geräusch vernahm. Aha, dachte ich, da kommt ein Weka. Diese flugunfähige Laufralle mußte für uns ja auf Motuara Island schon als Pinguin-Killer herhalten. Tatsächlich greifen sich diese Vögel zur fettreichen Abwechslung auch gerne mal die Küken anderer Vogelarten. Ansonsten buddeln Wekas mit vorliebe Tony Tristrams Garten nach Würmern und Wurzel um, was Tony in der Regel mit dem Luftgewehr beantwortet. (Auf meinen Hinweis, daß Wekas eine geschützte Tierart seien antwortet Tony: "Die süßen kleinen Wekas haben ganz Arapawa Island für sich; doch es gibt einen kleinen Flecken, wo sie sich raushalten sollten - und das ist mein Gemüsegarten!" - seit dem Versuche ich vergeblich den Wekas zuzureden einen Umweg um Tony's Garten zu machen.)

Ich hörte mehr und mehr glucksende Geräusche und krabbelte aus dem Zelt. EIne ganze Weka-Familie tapperte um unsere Antenne herum: zwei Altvögel, die glucksend ihre drei geflüggten Sprößlinge durch's Gebrig lotsten. Die Vögel untersuchten unser Equipment vorsichtig, knabberten an den Spannseilen der Antenne und schnupperten an unserer Utensilien-Kiste.


Zwei junge Wekas untersuchen unsere Utensilien-Kiste

Während die Altvögel an den Basen der Buschstämme nach Nahrung suchten, waren die Jungvögel viel aufgeregter mit dem Erkunden der seltsamen Sachen um unsere Antenne beschäftigt - das in den Böen flappende Zelt schien besonders interessant zu sein; den Zelteingang fanden die Jungspunde aber nicht.


"Der Zelteingang ist auf der anderen Seite, mate!"

Irgendwann ging unweit der Antenne dann eine große Weka-Konferenz los: die lauten, zum Teil schrillen Rufe waren mal eine Abwechslung zum permanenten Geblöke der Schafe und dem steten Gesang der Lerchen. Anscheinend war heute irgendeine Wekaversammlung anberaumt worden, denn auf einmal wuselte es nur so um unsere Antenne. Und genau so plötzlich wie die Vögel aufgetaucht waren, verschwanden sie über die Berge.

Nach meiner ersten Schicht warteten auf Tony's Farm bereits die Schäferhunde auf mich. Die Hunde haben die dumme Angewohntheit immer vor Freude auf uns los zu-(und uns umzu-)stürzen, sobald wir in Sichtweite der Farm sind. Einer ist Jack. Jack ist Tony's Liebling, ein schwarz-weißer neuseeländischer Hirtenhund, der eine Energie an den Tag legt, die beeindruckend ist. Doch er muß noch einiges lernen. Und deswegen versucht Tony ihn mit den folgenden Worten - die nebenbei bemerkt am Tag mindestens 2000x zu hören sind - zu erziehen: "BAD JACK! YOU'RE A BAD, BAD JACK!"


BAD JACK! BAD DOG! (No you're not...)

Und an Jack muß ich gleich wieder vorbei, hinauf zur zweiten Schicht (ich hoffe er hat sich nicht wieder in einem toten, halbverwesten Seevogel gewälzt - seine Lieblingbeschäftigung...)