Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 15. Juli 2000

Am Montag stattete ich, zusammen mit Denis Dove, zwei weitere Pinguine mit Dummies aus. Zusätzlich wurden aus anderen Nistboxen zwei "Kontrollvögel" ausgewählt. Beim ersten Satz Dummy-Tests hatte ich den Fehler gemacht, mein Hauptaugenmerk hauptsächlich auf die Klebetechnik zu lenken: als dann im Verlaufe der vergangenen Woche klar wurde, daß die vier ausgestatteten Pinguine nicht so recht mitspielten (zwei verschwanden spurlos, die anderen beiden blieben die ganze Woche im Nest), hatte ich keinen Vergleich, ob dies evtl. an den Dummies liegen würde oder ob andere Vögel ebenso seltsame "Besuchszeiten" in der Kolonie aufweisen.

Außerdem erwies sich die Klebetechnik der ersten Dummy Tests als nicht astrein: Harry (der ausgestattete Vogel aus Nestbox a2 - Harry & Sally) kam mit einem losen Dummy von einem Tag auf See zurück - die beiden vorderen Tape Streifen hatten die paar Federn, an denen sie hafteten, ausgerissen.

Deswegen ein zweiter Satz Dummy Tests: eine neue Klebetechnik und Kontrolltiere ohne Dummies. Die Klebetechnik war mehr oder weniger eine etwas abgeänderte Variante der Technik der ersten Tests. Diesmal verwendete ich 6, statt nur 4 Streifen. Außerdem waren die vorderen 4 Streifen Tape nur halb so breit wie die beiden Streifen am hinteren Ende des Dummies. So war es möglich am vorderen Teil mehrere Lagen Federn zum Anbringen des Dummys zu verwenden. Wir statteten zwei weitere Vögel mit Dummies aus: Lynn (Nestbox a25 - Greg & Lynn) und Old Tom (Nestbox e6). Zusätzlich wählten wir zwei Kontrollvögel aus, die ebenso wie Lynn und Tom behandelt wurden (fangen, auf dem Schoß arrettieren, Schablone aufkleben) aber am Ende keinen Dummy aufgepappt bekamen: Duff (Nestbox f9 - Duff & Jenn) und X (Nestbox e16 - keine Geschlechtsbestimmung, wahrscheinlich aber männlich).

Natürlich wird jeder Biostastiker in Anbetracht der sample size - also die Anzahl ausgestatteter Vögel und Kontrolltiere - die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: natürlich lassen sich aus dieser mickrigen Anzahl von Beobachtungen keine gültigen statistischen Aussagen machen. Es geht aber vielmehr darum, einen - wenn auch wagen - Anhaltspunkt zu bekommen, wie sich die Pinguine im Moment allgemein verhalten.

Die ersten Tage des Tests sahen ganz prima aus (Lynn ging für einen Tag auf See und der Dummy saß einwandfrei, als sie zurück kam), doch seit Donnerstag ist nichts wie es sein soll: wir haben warme Tage und bitterkalte Nächte. Dies hat zur Folge, daß wie drastische Temperatursprünge bei Sonnenuntergang haben, was in dichtem Nebel resultiert. Und bei Nebel bleiben die Tiere lieber auf See, wahrscheinlich weil sie die Kolonie nicht mehr finden oder sich nicht sicher sind, ob die Lichter dort im Nebel, wirklich ihre Kolonie sind. Am Donnerstag abend kamen insgesamt 11 Vögel an Land, am gestrigen Freitag satte 8.

Heute hatten wir eine klare Nacht mit nahezu Vollmond. Insgesamt kamen 22 Pinguine in die Kolonie - keine berauschende Zahl eigentlich. Doch einer dieser Vögel war Old Tom! Als ich durch das Fernglas peilte, hatte ich den Eindruck, daß der Dummy relativ gut aussah. Später, als die Besucher der Kolonie gegangen waren, haben Dave und ich Old Tom besucht, den Dummy begutachtet und schließlich entfernt.

Der Dummy saß perfekt! Selbst nach vier Tagen, die Old Tom wahrscheinlich ohne Unterbrechung auf See verbracht hat, klebte das Tesa Tape einwandfrei. Es hatte sich nirgendwo gelöst oder war aufgeweicht. Die Klebetechnik mit den dünnen Streifen am Vorderende des Dummys ist optimal - ich hatte fast Probleme, das Tape von den Federn zu lösen.

Aus Sicht der Klebetechnik sind die Dummy Tests also erfolgreich gewesen. Was einem erfolgreichen Tracking-Start jetzt noch im Wege steht, sind die mangelhaften Besuchmuster der Pinguine; bis dato ist es eher ein Glücksspiel, ob ein ausgestatteter Vogel in die Kolonie zurückkehrt: a2 und a3, aus den ersten Tests, sind nach wie vor verschollen, Lynn (a25) ist seit drei Tagen auf See, Duff (f09) fehlt, wie auch seine Partnerin seit Montag. X (e16/e15) ist jetzt seit zwei Tagen auf See (siehe auch Resultate). Bin gespannt, wie sich das in den nächsten Tagen hier noch entwickelt...

Es ist geplant, ab Montag beide Antennenstationen aufzubauen und zu kallibrieren. Melanie Massaro, Lloyds neue Doktorandin, wird mir in dieser Woche hier in Oamaru helfen. In jedem Fall trifft am Freitag mein erster "Field Assistant" ein - was für ein glücklicher Zufall, daß es sich dabei ausgerechnet um meine Freundin handelt.

:-)