Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 23. Mai 2001

Die Auswertung der Tauchdaten zieht sich ins Unermessliche. Jeder einzelne Tauchgang muß von mir manuell ausgewertet werden und bei den meisten Pinguinen sind das zwischen 1200 und 1500 pro Tag. Insgesamt habe ich Tauchdaten von etwas über 30 Pinguinen. Dementsprechend wollen etwa 45000 Tauchgänge ausgewertet werden. Etwa 70% (entspricht ca. 31000 Tauchgänge) habe ich in den letzten anderthalb Monaten durchgezogen. Und dabei belasse ich es jetzt erst mal, denn ich kann's nicht mehr sehen. Und wenn ich's nicht mehr sehen kann, mache ich zu viele Fehler.

Also habe ich mich hingesetzt und mir die ausgewerteten Daten ein wenig genauer angesehen. Und was sich da zeigt unterstützt den Eindruck den ich vom Jagdverhalten der Pinguine gewonnen hatte, die wir mit der Radiotelemetrie verfolgt haben. Entweder blieben die Pinguine nahe bei ihrer Kolonie und hielten ich über lange Zeit hinweg in den gleichen Arealen auf oder sie reisten zum Teil bis zu 90 Km am Tag und entfernten sich sehr weit von der Kolonie. Meine Interpretation dieser Unterschiede basierte auf dem Begriff "Jagdglück". Manche Pinguine haben demnach Glück und finden am vormittag einen ergiebigen Jagdplatz und halten sich den Rest des Tages in diesem Gebiet auf (und entfernen sich nicht sehr weit von der Kolonie). Andere Pinguine (oder der gleiche Pinguin an einem anderen Tag) haben Pech, verpassen die guten Flecken und suchen und suchen und finden ab und an was, aber nichts richtiges und suchen weiter und entfernen sich weiter und weiter von der Kolonie. Ich dachte das ist schon mal was.


Tauchprofile eines Pinguins an zwei verschiedenen Tagen: am ersten Tag taucht er selten tiefer als 10 Meter, was
darauf schließen läßt, daß entweder vornehmlich an der Oberfläche jagt oder große Distanzen zurücklegt (horizontale
Tauchgänge). Zwei Tage später zeigt er jedoch ausgeprägtes Vertikaltauchverhalten, so daß man davon ausgehen kann,
daß der Vogel wenig Zeit mit Reisetauchgängen verbringt und entsprechend näher bei der Kolonie bleibt.

Doch Lloyd Davis, mein Betreuer in Dunedin, sah sich meine Daten an und sagte: "Ja, schön, und weiter...?" Nicht das er die Ergebnisse nicht würdigte. Es war nur, daß es für ihn erst der Anfang der Auswertung ist, was in meiner Situation - wo ich eigentlich permanent hoffe mit dem nächsten Ergebnis endlich eine Ende der Auswertung zu sehen - nicht gerade ein Motivationsschub bedeutet, sondern eher das Gegenteil bewirkt. Aber was hilft's? Ich muß da irgendwie durch. Also Zähne zusammenbeißen und weiter machen.