Nach einigen Verzögerungen, ist die Feldarbeit
endlich in Gang gekommen! Gestern, habe ich meinen Wagen mit
meiner Ausrüstung beladen und bin nachmittags die 1 1/2
Stunden nach Oamaru gefahren. Dort wartete bereits der Wohnwagen
auf mich, die Unterkunft für mich und meine Helfer für
die nächsten anderthalb Monate (wobei "meine Helfer"
im Moment noch insgesamt 0 Personen sind...).
Da es noch relativ früh am Abend war, entschloss
ich mich, noch mal einen Abstecher zur Pinguinkolonie zu machen.
Es war sieben Uhr abends und stockduster. Der Parkplatz bei
der Kolonie war mit einer Kette abgesperrt, also parkte ich
einfach auf der Auffahrt. Ich stieg aus.
Ein ohrenbetäubender Lärm! Aus den Büschen bei
den Klippen trompeteten ganze Chöre von Little Penguins -
das mußten an die 20 oder 30 gewesen sein. Ich überquerte
den Parkplatz und ging zu den Tribünen hinüber. Die Lampen
an den Tribünen warfen fahl-gelbes Licht auf den weiten Schotterplatz
vor der Kolonie. In der Kolonie tat sich einiges: überall
standen Pinguinpaare und trompeteten um die Wette; einige
wetzten zwischen den Büschen umher und verfolgten sich gegenseitig.
Der Pinguinchor erfüllte die Luft. Ich kletterte auf eine
der Tribüne und lauschte und freute mich. Plötzlich tapperte
ein Pinguin direkt zu meinen Füßen unter der Tribüne hervor,
erblickte mich und duckte sich wieder unter die Bodenbohlen.
Ich verhielt mich ruhig und beobachtete und lauschte. Als
ich zu frieren begann machte ich mich vorsichtig wieder auf
den Weg zurück zum Auto. Vorsichtig kletterte ich von der
Tribüne - nur nicht über einen Zwerg stolpern! Als die Autotür
zufiel, wurde mir ersteinmal bewußt, welch ein Lärm draußen
geherrscht hatte. Auf der Fahrt nach Oamaru hinein, tapste
eine weiterer Pinguin vor meinem Auto über die Straße. Ich
hielt an und blendete ab, so daß der Kleine halbwegs ungestört
seinen Weg fortsetzen konnte.
Nach einer ziemlich unentspannten Nacht in dem
viel zu kleinen Bett des Wohnwagens (ich berichtete von der
unmöglichen Raumaufteilung des Vehikels), machte ich
mich dann gegen Zehn Uhr am heutigen Morgen auf zum DOC Headquarter
hier in Oamaru. Ich traf Dave im Büro und gemeinsam luden
wir meinen Wagen mit den Antennenteilen, Kabelmengen und sonstiger
Ausrüstung aus und schafften alles in den Workshop des
DOCs. Dave fragte mich, was ich denn jetzt vor hätte.
Ich erklärte ihm, daß ich so schnell wie möglich
die Dummy Tests starten würde und er sagte nur: "Okay,
should we go?" Fünf Minuten später fuhren wir
mit dem DOC-Vehikel zur Kolonie. In meinem Rucksack hatte
ich Präparierbesteck, sechs Transmitterdummies (also
Epoxy schalen ohne Transmitter und Antenne, sowie eine große
Rolle schwarzen Tesa-Gewebebands.
An der Kolonie trafen wir Denis, den Manager
der Kolonie. Der war natürlich interessiert an unseren
Aktionen und kam mit uns. Ich kletterte in meinen nagelneuen
Arbeitsoverall, während Dave bereits einige Nistboxen
nach Pinguinen checkte. Direkt in den ersten zwei Boxen fand
er zwei Paare. Er rief zu mir herüber, wieviele Pinguine
ich denn mit Dummies ausstatten wolle; "Vier!" rif
ich zurück. Während Dave weitere Nistboxen untersuchte,
begann ich Tesastreifen von der Rolle zuwickeln und in etwa
9 cm lange Streifen zu schneiden. Diese klebte ich dann mit
einem Ende lose an die Dose mit meinem Präparieresteck.
Jeweils vier Streifen würde ich pro Transmitter (7cm
Länge, 1,5cm Höhe, 1,5cm Breite) verwenden. Als
ich achte Streifen zurechtgeschnitten hatte ging ich zu Dave.
Ob ich irgendwelche Erfahrungen im Pinguinhandling
hätte, fragte Dave mich. Nicht wirklich. "Okay,
du mußt schnell sein, denn die Kerle können ziemlich
gemein zubeißen." Bei diesen Worten hielt mir Denis,
der sich zu uns gesellt hatte seinen Zeigefinger unter die
Nase; er präsentierte eine ziemlich tiefe heilende Wunde.
"That was one of them", sagte er. Aha. Schluck.
Dave fuhr fort: "Wenn du den Deckel angehoben hast, solltest
du mit einem beherzten, aber gezielten Griff, den Pinguin
am Nacken greifen. Damit wären deine Finger dann außer
Reichweite des Schnabels." Okay. Am Ende habe ich nicht
einen einzigen Pinguin aus seiner Bruthöhle geholt...
Das Ausstatten der Pinguine war ein echter Akt!
Was in Boris' und Rory's Paper so einfach aussieht (Pinguin
bäuchlings auf den Schoß legen, Kopf zwischen die
Beine klemmen, Pinguinbeine mit einem Gummi Band über
die Oberschenkel nach außen ziehen und arretieren -
dann ist der Vogel ruhig wie ein schlafender Säugling),
war bei den Zwergpinguinen ganz anders. Dave schnappte sich
den ersten Pinguin klemmte ihn zwischen seine Oberschenkel.
Der Pinguin krakelte, wurschtelte auf Daves Schoß herum,
flappte seine Flügel und kickte wie ein Pferd. Der Vogel
war überhaupt nicht in Zaum zu halten. Denis wetzte los,
holte ein Handtuch, das wir dem Pinguin über den Kopf
warfen. Die losen Enden der Handtuchs klemmte Dave dann zwischen
seine Knie. Das schränkte den Aktionsradius des Pinguins
ein wenig ein. Trotzdem kickte der Vogel wie Erich's Knalltüten
und schlug wie wild mit den Flügeln. Also griff Denis
mit ein - er hielt dem Vogel die Flipper fest, während
Dave die Beine umklammerte.
Ich versuchte derweil den Dummy auf dem Pinguin
anzubringen: ich klebte die Schablone - eine Plastikscheibe
aus der ich die Kontur der Transmittereform ausgeschnitten
hatte - mit vier Streifen Tesa mittig im unteren Bereich des
Rückens fest. Der Pinguin wackelte wie wild mit dem Schwanz.
Als ich die Schablone endlich fest hatte, griff ich mir einen
Spatel und hob vom hinteren Ende der Schablone angefangen
eine Reihe Federn mit der Spatelseite an. Ich plazierte einen
der Tesastreifen (mit der Klebefläche nach oben) unter
den angehobenen Federn und drückte diese dann fest auf
die Klebefläche. Dann liftete ich eine weitere Lage Federn,
diesmal etwas weiter zum Vorderende der Schablone versetzt.
Ich plazierte den zweiten Tesastreifen unter dieser Lage Federn,
wie auch schon beim ersten mit der Klebeseite nach oben. Und
so verfuhr ich noch zweimal, bis alle vier Klebestreifen unter
einer Lage Federn aus dem Loch in der Schablone herausschauten.
Als nächstes plazierte ich den Dummy auf die Schablone
und begann, die losen Enden der Tesastreifen über dem
Dummy zu ziehen und auf dessen Oberseite fest zu kleben. Als
alle losen Enden veklebt waren, war der Dummy bis auf einen
winzigen Teil der Spitze und die vertikale Rückseite
in schwarzes Tesaband gehüllt. Ich löste die Schablone
und zog sie über den befestigten Dummy.
Und das während der Pinguin auf Dave's Schoß
Rodeo ritt! Das ganze Prozedere wiederholte sich noch dreimal
- und jeder Pinguin reagierte anders. Der zweite strampelte
noch wilder und nachdem ich die Schablone entfernt hatte,
sah der Dummy wie mit einem Kaugummi befestigt aus - ziemlich
schlabberig dran gepappt sozusagen. der dritte Pinguin war
im vergleich zu den ersten beiden relativ lethargisch und
ließ sich fast bereitwillig ausstatten. Beim vierten
Pinguin verklebten sich ständig die losen Enden der Tesastreifen.
Am Ende durfte jeder Pinguin wieder in seinen Nistkasten zurück,
was vom Partner mit lautem Trompeten begrüßt wurde
- so dieser denn ebenfalls in dem Nistkasten hockte.
Leider kann ich an dieser Stelle (noch) keine
Fotos präsentieren, weil ich viel zu beschäftigt
war, um an Schnappschüße mit der Digitalkamera
zu denken. Obwohl, halt eines habe ich doch:

Der Project Leader beim zusammenbasteln der Peilantennen im
DOC-Workshop,
nachdem einige Pinguine mit Transmitter Dummies ausgestattet
worden waren.
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