Es nimmt einfach kein Ende. Das Projekt ist einfach
vom Pech verfolgt. Es fing mit der verpatzten Ausrüstaktion
in der Nacht zum 4.11. an. Und dann ging's weiter...
Früh am Sonntagmorgen (gegen 2 Uhr) stiefelten
Stef und ich verschlafen durch den Busch von Motuara Island.
Wir rüsteten zwei Pinguine mit Sendern aus, einer davon
im entlegenen West Gully. Der nächtliche Marsch dorthin
war ziemlich aufreibend, doch wir hatten Glück und der
Vogel war bei den Küken auf dem Nest und bekam von uns
einen Sender verpaßt. Das war's dann aber auch mit dem
Glück. Wir hatten mit Tony vereinbart, daß er mich
und Kirsten am Abend des Sonntags (5.11.) auf Motuara Island
einsammelt, so daß wir ab montagfrüh wieder full
time Pinguine tracken konnten. Beide Vögel waren zwar
auch Sonntag schon auf See, doch anders ließ es sich
mit Tony nicht organisieren. So nutzen wir die Gelegenheit
meinen Vater auf dem Observation Tower schon mal den Ernstfall
proben zu lassen - er peilte erstmalig auf echte Pinguine.
Als Tony gegen 17 Uhr noch nicht aufgetaucht
war, begann ich mir Sorgen zu machen und nach einem Telefonat
mit seier Freundin Pat, die er an diesem Wochenende in Pciton
besuchte, war klar, daß aus dem Peilen am Montag nichts
werden würde: Tony konnte uns erst am Montagmorgen abholen.
Ich war sauer. Das bedeutete, daß wir auch am Montag
keinen kompletten Pinguintrack kriegen würden, da wir
nicht vor 10 Uhr an der Antenne auf Arapawa Island sein würden
- damit wären schon 4 Stunden des Tages dahin.
Es half nichts. Am Montagmorgen machten Kirsten
und ich uns früh morgens fertig, von Tony eingesammelt
zu werden. Tony kam angetuckert und als erstes fiel mir auf,
daß er ein Fenster auf Deck festgezurrt hatte. Mir schwante
einiges. Wie sich herausstellte, würden wir vorher noch
einen "kleinen Umweg" fahren und das Fenster zu
einer anderen Bucht Arapawa Islands transportieren und abliefern.
Weitere 2 Stunden unseres Pinguintracks schwanden von hinnen.
Beim Ablegen rief ich Stef noch zu, daß wir also erst
ab 12 Uhr Peilen würden.
Mittags um zwölf hechelte ich zur Antenne
hinauf und brachte sie in Gang. Nur ein Pinguin war zu hören.
Wo war der zweite? Wahrscheinlich außer Reichweite.
Es herrschte ein frischer southerly, so daß es
mit dem Peilen ganz gut ging, da uns die Berge im Rücken
Deckung gaben. Als es dann gegen eins auch noch urplötzlich
aufklarte und die Sonne hervorkam, wurde es fast gemütlich!
Unter blauem Himmel saß ich hemdsärmelig im Gras
und dachte mir, na also, man kann doch auch Glück haben.
Falsch gedacht. Zunächst fiel am gleichen
Tag unser Receiver für gut eine Stunde aus, so daß
unser Pinguintrack statt der 14 Stunden, die der Pinguin pro
Tag ungefähr auf Nahrungssuche ist, auf 7 Stunden reduziert
war. Als nächstes machte der Sender seltsame Geräusche:
das Signal wurde schwächer, hatte einen tieferen Klang
und die Intervalle der Beeps wurden länger. Ich dachte
mir erstmal nichts dabei, denn wir konnten Peilen.
Und heute? Tscha, heute kam's dicke. Das gute
Wetter gestern nachmittag war wohl nur da, um uns zu verhöhnen.
Heute haben wir einen southerly Sturm. Doch das ist
noch nichtmal das arg Schlimme, denn die Antenne auf Arapawa
Island - unser, was das Wetter angeht, wunder Punkt - ist
durch die Berge wie schon erwähnt geschützt (obwohl
es auf Motuara Island in southerlies recht ungemütlich
ist). Was uns den letzten Nerv raubt, ist daß es obwohl
der Sommer eigentlich kommen soll, so kalt ist wie noch nie
vorher. 12° Lufttemperatur, die durch den windchill
erheblich reduziert wird. Mit anderen Worten: es ist arschkalt.
Dazu der Nieselregen, der wie Nadeln ins Gesicht fetzt. Doch
nicht nur das, nur ein Pinguin (Bark, der gleiche wie
gestern) ist einzupeilen. Der zweite Pinguin (Lil)
ist nicht zu hören. Das heißt entweder, daß
Lil außer Reichweite oder der Sender hinüber
ist. Und letzteres scheint wahrscheinlich zu sein, denn Barks
Sender ist nicht in Ordnung weil wahrscheinlich Wasser eingedrungen
ist; wir konnten ihn trotzdem den ganzen Tag durch tracken.
Doch
zu welchem Preis? Das Peilen heute war eine Qual, weil wir
das kälteste Wetter seit langem aushalten mußten.
In dem Wind hält kein Regenschutz. Zum Glück konnte
ich Kirstens Ein-Mann-Zelt in den schrägen Hang stellen,
so daß wenigstens ein Unterschlupf vor dem eisigen Wind
vorhanden war. Alle zehn Minuten kletterte man (ungern) daraus
hervor, bloß um festzustellen, daß Bark
sich kaum von dem Fleck bewegt hat. Das ist ziemlich frustrierend.
Und so hat wohl jeder von uns seine eigene Art
mit dem Sturm und der Kälte fertig zu werden. Ich für
meinen Teil ertappe mich oft, wie ich im Kreis um die Antenne
springe und Flüche ausstoße, von denen ich gar
nicht wußte, daß es sie gibt. Besonders elegant
ist meine Art mit eisigen Windböen abzurechnen, die mich
den Berg herunterwehen wollen: ich stemme mich ihnen entgegen
und gröhle in der Regel etwas wie "BASTARD-STORM!!!".
Und wenn ich dann auch noch dran denke, daß meine Helfer
Stef, Kirsten und mein Dad aus freien Stücken hier sind
und ich ihnen all dies abverlange... dann ziehe ich mich meist
wieder unglücklich ins Zelt zurück und bete, daß
es endlich wärmer wird.

Kirsten nach einer 4 Stunden-Sturm-Peil-Schicht

Kirsten an der Antenne und Motuara Island
im Schietwetter

Blick aus dem Ein-Mann-Zelt - gerne klettert
man in dieses Wetter nicht hinaus um eine Antenne zu drehen...
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