Die Auswertung der Tauchdaten zieht sich
ins Unermessliche. Jeder einzelne Tauchgang muß von
mir manuell ausgewertet werden und bei den meisten Pinguinen
sind das zwischen 1200 und 1500 pro Tag. Insgesamt habe ich
Tauchdaten von etwas über 30 Pinguinen. Dementsprechend
wollen etwa 45000 Tauchgänge ausgewertet werden. Etwa
70% (entspricht ca. 31000 Tauchgänge) habe ich in den
letzten anderthalb Monaten durchgezogen. Und dabei belasse
ich es jetzt erst mal, denn ich kann's nicht mehr sehen. Und
wenn ich's nicht mehr sehen kann, mache ich zu viele Fehler.
Also habe ich mich hingesetzt und mir die ausgewerteten
Daten ein wenig genauer angesehen. Und was sich da zeigt unterstützt
den Eindruck den ich vom Jagdverhalten der Pinguine gewonnen
hatte, die wir mit der Radiotelemetrie verfolgt haben. Entweder
blieben die Pinguine nahe bei ihrer Kolonie und hielten ich
über lange Zeit hinweg in den gleichen Arealen auf oder
sie reisten zum Teil bis zu 90 Km am Tag und entfernten sich
sehr weit von der Kolonie. Meine Interpretation dieser Unterschiede
basierte auf dem Begriff "Jagdglück". Manche
Pinguine haben demnach Glück und finden am vormittag
einen ergiebigen Jagdplatz und halten sich den Rest des Tages
in diesem Gebiet auf (und entfernen sich nicht sehr weit von
der Kolonie). Andere Pinguine (oder der gleiche Pinguin an
einem anderen Tag) haben Pech, verpassen die guten Flecken
und suchen und suchen und finden ab und an was, aber nichts
richtiges und suchen weiter und entfernen sich weiter und
weiter von der Kolonie. Ich dachte das ist schon mal was.

Tauchprofile eines Pinguins an zwei verschiedenen
Tagen: am ersten Tag taucht er selten tiefer als 10 Meter,
was
darauf schließen läßt, daß entweder
vornehmlich an der Oberfläche jagt oder große Distanzen
zurücklegt (horizontale
Tauchgänge). Zwei Tage später zeigt er jedoch ausgeprägtes
Vertikaltauchverhalten, so daß man davon ausgehen kann,
daß der Vogel wenig Zeit mit Reisetauchgängen verbringt
und entsprechend näher bei der Kolonie bleibt.
Doch Lloyd Davis, mein Betreuer in Dunedin, sah
sich meine Daten an und sagte: "Ja, schön, und weiter...?"
Nicht das er die Ergebnisse nicht würdigte. Es war nur,
daß es für ihn erst der Anfang der Auswertung ist,
was in meiner Situation - wo ich eigentlich permanent hoffe
mit dem nächsten Ergebnis endlich eine Ende der Auswertung
zu sehen - nicht gerade ein Motivationsschub bedeutet, sondern
eher das Gegenteil bewirkt. Aber was hilft's? Ich muß
da irgendwie durch. Also Zähne zusammenbeißen und
weiter machen.
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