Motuara Island - Nachdem in der Nacht zum Dienstag
ein Team aus zwei Forschern (SK und TM) erneut erfolglos versuchte
den seit vier Tagen vermißten Pinguin Lil aus
Bau WG07 auf dem Weg zu seinem Nest abzufangen, mußte
Teamleader Thomas Mattern eingestehen, daß die langatmige
Aktion Lil "gründlich in die Hose gegangen"
wäre. Damit steht fest, daß zum zweiten Male einer
der 400 DM teuren Sender verloren gegangen ist, da der ausgestattete
Pinguin nicht wieder gefangen werden konnte. "War sowieso
eine total besch***rte Schnappsidee einen Vogel so weit von
der Hütte weg auszustatten", sagte der Project Leader
in einem Interview nach der Aktion. "Ich war mir so sicher,
daß wir den Vogel noch einmal fangen würden",
meinte indes TM's Feld-Assistentin Stef Klingel.
Die Forscher hatten sich bei Einbruch der Dämmerung
vor dem Bau des Pinguins auf die Lauer gelegt. Im Bau befand
sich zu diesem Zeitpunkt lediglich das Küken des betreffenden
Pinguins. Gegen 21 Uhr Ortszeit begannen nach Angaben der
Forscher Kleine Sturmtaucher (fluttering shearwaters)
als Vogelbomben auf der Insel einzuschlagen. Einige verfehlten
die gegen Luftangriffe ungschützten Wissenschaftler nur
knapp. "Es war ganz schön unheimlich", gab
Stef Klingel zu. "In einem Bunker hätte ich mich
besser gefühlt." Um 22 Uhr 30 wurde ein herannahender
Pinguin vernommen, doch nachdem der Vogel im abgedämpften
Licht einer Taschenlampe unter Beobachtung des Forschungsteams
in dem Bau verschwunden war, mußte eine weitere Niederlage
eingestanden werden - der betreffende Pinguin trug keinen
Sender. Auch geduldiges Ausharren führte zu nichts, so
daß die Aktion kurz nach Mitternacht abgebrochen wurde.
"Unsere Chancen waren gering", gab
TM in einem späteren Interview zu. "Wir haben von
Lil's Sender seit vier Tagen nichts vernommen und es ist gut
möglich, daß der Vogel sich nach wie vor außer
Reichweite auf hoher See befindet." Dementsprechend wäre
es sehr unwahrscheinlich gewesen, daß das Tier überhaupt
an Land geht.
Rätsel gelöst
Ganz erfolgslos war die Aktion dennoch nicht. Beiden Wissenschaftlern
gelang es ein Geheimnis um den Bau WG07 zu lösen. Bei
einer anderen nächtlichen Aktion war ein Pinguin in absoluter
Dunkelheit an den Forschern vorbei in den Bau geklettert und
hatte sich dort "in Luft aufgelöst" (wir berichteten).
Stef Klingel und Thomas Mattern fanden bei dieser letzten
Aktion eine Art Geheimkammer, einen Spalt, der hinter dem
Eingan des Baus vertikal in den Fels führt. In diesen
Spalt war auch der in dieser Nacht beobachtete Pinguin geklettert
und war damit nur bei eindringlicher Untersuchung des Baus
zu finden.
"Persönlich wäre es mir lieber
gewesen den Sender wiederzuriegen, aber so weiß ich
wenigstens, daß ich beim letzen Mal nicht fantasiert
habe", meinte der Project Leader abschließend.
Arapawa
Island - Nach einem regnerischen Morgen mit den routinehaften
Nestchecks der Forschungsmannschaft auf Motuara Island, wurde
das gesamte Team am frühen Nachmittag des 28. Novembers
von Farmer Tony Tristram auf seinem Boot Tonie Maree
nach Arapawa Island geholt. Das Team begab sich nach Ankunft
auf der Schafsfarm sofort zur Antennenstatioen hinauf (die
wie durch ein Wunder von den letzten Stürmen nicht umgehauen
worden war). Die Antenne wurde abgebaut und zum Teil von Mr.
Tristram auf seinem 4WD-Motorrad zu Tale gefahren. Einige
Ausrüstungsgegenstände mußten vom Forschungstream
bergab geschleppt werden.
Am frühen Abend traf Kim Garrett, Bootsskipper
und Biologe der Universität Otago, mit dem Boot des Zoologischen
Instituts der Universität Kiore bei Tony Tristrams
Farm ein und brachte einen ersten Teil des Equipments ans
neuseeländische Festland nach Waikawa Bay. Eine Sturmwarnung
für den nächsten Tag veranöasste den erfahrenen
Bootsskipper, entgegen der ursprünglichen Planung, noch
am gleichen Abend ans Festland zurück zu kehren.

Arapawa Island - Nach mehreren Wochen ohne fließend
Wasser, Spiegel oder Rasierausrüstung, sahen die männlichen
Teilnehmer der Pinguinexpedition nach Abschluß des Forschungsaufenthalts
auf Motuara Island/Marlborough Sounds zum fürchten aus.
Unkontrollierter Bartwuchs entstellte die Gesichter zum Teil
erheblich. Nach dem kompletten Teamtransfer auf die Schafsfarm
von Tony Tristram (Onauku Station, East Bay, Arapawa Island)
konnten die Rasiermesser gewetzt werden. Bilddokumente dieses
"Scherens" folgen...
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