Wir peilen wieder. Leider gibt es nicht arg viel
zu peilen: Bark's Sender ist wohl hinüber (ha
ha ha! - das Lachen des Verzweifelten) und Lil hat
sich heute morgen schon kurz nach neun Uhr nach Osten um Arapawa
Island in den Radioschatten verdrückt. Wir verbringen
also den Tag damit an der Antenne auszuharren und zu lauschen,
ob und wenn wann Lil wieder in den Queen Charlotte Sound zurückschwimmt.
Heute ist erheblich besser als gestern: im Moment
haben wir einen wolkenlosen Himmel, doch der southerly von
gestern hat nach wie vor nicht ausgeblasen. Doch er er läßt
nach. Dafür scheint die Luft, die er uns um die Ohren
bläst erheblich kälter als gestern, so daß
man nach wie vor dick eingepackt auf der Station sitzt. Aber,
hier auf Arapawa Island läßt es sich im Mini-Zelt
aushalten. Der Trupp auf Motuara Island hält sich mit
Nestchecks zwischen den Peilungen warm.

Zur Abwechslung mal der Blick aus dem Zelt
auf ein gut bewettertes Motuara Island
(zum Schlecht-Wetter-Vergleich hier
klicken)
Nun, so saß ich denn im Zelt, lauschte
dem statischen Rauschen des Empfängers draußen
und vertiefte mich in den Herrn der Ringe, als ich
plötzlich ein tief glucksendes Geräusch vernahm.
Aha, dachte ich, da kommt ein Weka. Diese flugunfähige
Laufralle mußte für uns ja auf Motuara Island schon
als Pinguin-Killer herhalten. Tatsächlich greifen sich
diese Vögel zur fettreichen Abwechslung auch gerne mal
die Küken anderer Vogelarten. Ansonsten buddeln Wekas
mit vorliebe Tony Tristrams Garten nach Würmern und Wurzel
um, was Tony in der Regel mit dem Luftgewehr beantwortet.
(Auf meinen Hinweis, daß Wekas eine geschützte
Tierart seien antwortet Tony: "Die süßen kleinen
Wekas haben ganz Arapawa Island für sich; doch es gibt
einen kleinen Flecken, wo sie sich raushalten sollten - und
das ist mein Gemüsegarten!" - seit dem Versuche
ich vergeblich den Wekas zuzureden einen Umweg um Tony's Garten
zu machen.)
Ich hörte mehr und mehr glucksende Geräusche
und krabbelte aus dem Zelt. EIne ganze Weka-Familie tapperte
um unsere Antenne herum: zwei Altvögel, die glucksend
ihre drei geflüggten Sprößlinge durch's Gebrig
lotsten. Die Vögel untersuchten unser Equipment vorsichtig,
knabberten an den Spannseilen der Antenne und schnupperten
an unserer Utensilien-Kiste.

Zwei junge Wekas untersuchen unsere Utensilien-Kiste
Während die Altvögel an den Basen der
Buschstämme nach Nahrung suchten, waren die Jungvögel
viel aufgeregter mit dem Erkunden der seltsamen Sachen um
unsere Antenne beschäftigt - das in den Böen flappende
Zelt schien besonders interessant zu sein; den Zelteingang
fanden die Jungspunde aber nicht.

"Der Zelteingang ist auf der anderen
Seite, mate!"
Irgendwann ging unweit der Antenne dann eine
große Weka-Konferenz los: die lauten, zum Teil schrillen
Rufe waren mal eine Abwechslung zum permanenten Geblöke
der Schafe und dem steten Gesang der Lerchen. Anscheinend
war heute irgendeine Wekaversammlung anberaumt worden, denn
auf einmal wuselte es nur so um unsere Antenne. Und genau
so plötzlich wie die Vögel aufgetaucht waren, verschwanden
sie über die Berge.
Nach meiner ersten Schicht warteten auf Tony's
Farm bereits die Schäferhunde auf mich. Die Hunde haben
die dumme Angewohntheit immer vor Freude auf uns los zu-(und
uns umzu-)stürzen, sobald wir in Sichtweite der Farm
sind. Einer ist Jack. Jack ist Tony's Liebling,
ein schwarz-weißer neuseeländischer Hirtenhund,
der eine Energie an den Tag legt, die beeindruckend ist. Doch
er muß noch einiges lernen. Und deswegen versucht Tony
ihn mit den folgenden Worten - die nebenbei bemerkt am Tag
mindestens 2000x zu hören sind - zu erziehen: "BAD
JACK! YOU'RE A BAD, BAD JACK!"

BAD JACK! BAD DOG! (No you're not...)
Und an Jack muß ich gleich wieder vorbei,
hinauf zur zweiten Schicht (ich hoffe er hat sich nicht wieder
in einem toten, halbverwesten Seevogel gewälzt - seine
Lieblingbeschäftigung...)
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