Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 1. August 2000

Stef und ich sind am Samstag (29. Juli) in die Marlborough Sounds hinauf gefahren. Auf dem Weg ließen wir uns in den heißen Quellen in Hanmer Springs ein wenig aufweichen und vertilgten am Pacific Coast Higway nördlich von Kaikoura einen kapitalen Crayfish.

In Picton trafen wir dann am Montag morgen früh mit Bill Cash im DOC Office zusammen. ZWar war es bis dahin unklar ob wir überhaupt zur Insel kommen würden, doch Bill hatte gute Nachrichten. Gegen 10 Uhr stachen wir bei bestem Wetter in See.

Die Fahrt von Picton durch die gesamte Länge des Queen Charlotte Sounds dauerte etwa ein einhalb Stunden. Kurz bevor wir Motuara Island erreichten, stoppte der Skipper das Boot abrupt ab: vor uns war eine riesige Schule Bottlenose dolphins (Große Tümmler) aufgetaucht. Ich habe in meinem Leben noch nicht so viele Delphine in einer Gruppe gesehen. Bill sagte uns, daß diese Schule etwa 30 Tiere umfaßt. Die Delphine schwammen direkt auf unser abgestopptes Boot zu und tauchten dich unter der Wasseroberfläche unter uns hindurch - es war ein beeindruckender Anblick.

Wenig später legten unser Boot am Jetty von Motuara Island an. Bill führte uns an Land und begann auf einmal an einem kurzen Steilhang ins Gebüsch zu klettern. Wir sahen ihn etwa verdattert an und er meinte nur "Das ist jetzt der schwierigste Part des Tracks zur Hütte." - Aha. Wir kraxelten hinter ihm her und fanden in der Tat einen schmalen Pfad fruch den dichten Busch. Kaum hatte uns der Busch verschluckt, als auch schon die Robins neugierig um uns herum hüpften. Schnell war klar, daß es irrsinnig viele der Burschen auf dieser Insel gibt. Kurz vor der Hütte erspähten wir auch unseren ersten (aber bei weitem nicht letzten) Sputh Island Saddleback in den Bäumen über uns. Die gesamte Neuseeländische Population von SI Saddlebacks wird auf etwa 1000 geschätzt; 10% dieser Population ist auf Motuara Island zu finden.


Die Hütte selbst ist winzig: zwei kurze Betten, eine kleine Spüle und ein Gasherd, dafür aber eine ziemlich große Holzveranda. Mehr als zwei, im Notfall drei Personen können in der Hütte nicht schlafen. Da wir in der ersten Zeit auf der Insel die Hütte wohl mit einem Studenten der University of Canterbury teilen müssen, versuche ich zur Zeit Zelte zu organisieren, denn in der ersten Zeit werden wir wahrscheinlich mit allen Beteiligten auf der Insel bleiben. Bill will bis Mitte August noch eine Plastikplane über der Veranda aufspannen, so daß man auch bei feuchtem Wetter die Veranda mitnutzen kann - denn Platz zum essen hat man in der Hütte auch nicht so arg viel. Die Krönung ist jedoch das Klo. Leider kann ich im Moment noch kein Bild des Klos auf die Webseiten stellen, weil die Batterie meiner Digitalkamera den Geist aufgab. Von der Hütte geht ein kaum zu erkennender Trampelpfad in den Busch hinein. Dieser führt durch eine Bachmulde und schließlich zum Klo. Bill hatte die Toilette als "Longdrop", also Plumpsklo, bezeichnet. Sowohl Stef, als auch ich erwarteten also ein Plumpsklo, wie wir es von den diversen Tracks in Neuseeland kannten: ein Häuschen mit einem Klodeckel über einer miefigen Sickergrube. Etwas verwundert blieb ich dann aber im Walde stehen, als ich den "Longdrop" von Motuara Island sah: ein Klositz schwebt einen halben Meter über dem Boden. Kein Häuschen, kein Dach in irgendeiner Form, nur eben eine Klositz im Walde. Munter tanzen Robins um den Lokus, Fantails fiepen im Blääterdach darüber, Saddlebacks rufen und Pinguine brüten ganz in der Nähe. Bill's Kommentar: "Das Klo hat eine exzellente Lüftung." - Indeed, wie die Briten sagen.

Die Arbeit mit den Pinguinen hier wird erheblich schwieriger, als in Oamaru. Während man dort nur die Klappe der Nistbox öffnen muß, ist es auf Motuara Island notwendig, in schmale Löcher im Boden oder unter Bäumen zu greifen und nach den hackenden Pinguinen zu tasten. Hinzu kommt noch, daß die Pinguinhöhlen nach Bill's aussage auch gerne von den beißenden Wetas, den Riesenheuschrecken, bewohnt werden, was die Pinguinjagd noch prickelnder gestaltet. Und zu guter letzt müssen wir erst einmal die Bauten finden, in denen Pinguine nisten. Aber was soll's? Damit werden wir auch fertig...

Insgesamt ist die Insel aber ziemlich wild: es gibt einige Tracks, die Bill uns zeigte, die man aber als solche kaum erkennen konnte. Alles ist mit dichtem Gestrüpp zugewuchert, aus dem sich Manuka (Teebaum) erhebt. Wenn wir uns verlaufen, sollen wir immer bergauf gehen - der Track auf dem Bergrücken der Insel (100m) ist gut zu erkennen. Und Stef ist sich sicher, daß wir uns verlaufen werden. Na, wir werden sehen.


Blick vom Observation Tower auf Tony Tristrams Ländereien auf Arapawa Island

Zu guter Letzt kletterten wir noch zum Observation Tower auf dem höchsten Punkt der Insel. Von hier sahen wir nicht nur die Nordinsel am Horizont, sondern hatten auch einen hervorragenden Blick auf Arapawa Island, wo wir die zweite Antenne aufbauen werden. Tony Tristram konnten wir an diesem Tag zwar nicht besuchen, doch der hatte mir ja telefonisch schon Unterstützung zugesagt. Insgesamt ist der Obeservaton Tower für undere Radiotelemetrie hervorragend geeignet: man hatt einen fast freien 360° Blick auf den Queen Charlotte Sound und die Cook Strait; lediglich Long Island wird wohl für ein wenig Radioschatten sorgen. Doch der sollte eigentlich relativ gering sein.

In den drei Stunden auf der Insel checkten wir auch einige Pinguinnester. In einer der wenigen Nestboxen erwartete uns eine Überraschung: wir fanden einen brütenden Pinguin - und meine Freunde in Oamaru lassen sich Zeit! Unverschämtheit. Bei den weitern Checks auf der Insel stellte sich aber heraus, daß es sich hier wohl eher um einen Einzelfall handelt, denn die meisten Nester waren leer.

Schließlich holte uns das Boot am Nachmittag wieder ab und wir schipperten zurück nach Picton. Noch am gleichen Tage fuhren Stef und ich fast bis nach Christchurch zurück, wo wir heute Jana vom Fluhafen abholten. Auf dem Weg zum Flughafen klingelte mein Handy: es war Dave Houston der mir mitteilte, daß in zwei Nestboxen in Oamaru Eier gefunden wurden. Es geht also endlich los.

Mit Jana sind wir jetzt zu dritt im Wohnwagen. In den nächsten Tagen werden wir beide Antennenstationen hier in Oamaru aufbauen und Probepeilungen machen. Am Wochenende werden wir - wenn alles gut läuft - die ersten Pinguine mit Transmittern ausstatten. Dann werden wir sehen, was die letzten Monate wert waren.