Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 02. September 2000

Ein Tag voll kleinerer Katastrophen. Wir nehmen es gelassen (so lange wir von Pannen wärend der Arbeit mit den Pinguinen verschont bleiben). Am gestrigen Tag waren Jana und Peter mit Kim zu Tony hinübergefahren. Die beiden (also Jana und Peter) verbrachten die Nacht bei Tony, so daß wir am heutigen Tag um Punkt 9.00 Uhr die letzten Peiltests mit dem Boot durchführen konnten...

9.00 Uhr
Die Situation: Jana und Peter sitzen an Antenne 2 auf Arapawa Island, Stef sitzt an Antenne 1 auf Motuara Island - beide Antennenstationen stehen in Funkkontakt und sprechen sich ab, wann es mit dem Peilen losgehen kann. Kim und ich hocken in der Kiore und warten auf Stefs Anruf, daß die Tests beginnen können. Unglaublich aber war: wir haben es zum ersten Mal geschafft zur geplanten Zeit bereit zu sein. Dachte ich...

9.10 Uhr
Kim hat die Angel hervorgeholt, ich starre zu Motuara Island hinüber, als könnte ich so Stefs Anruf beschleunigen.

9.20 Uhr
Ich blicke wieder auf die Uhr. Die Kiore treibt langsam in Richtung Cook Strait. Kim hat noch nichts gefangen. Kim's Telefon hat noch nicht geklingelt.

9.30 Uhr
Ich werde langsam nervös. Was kann denn da schief gegangen sein... Das Telefon klingelt.
Matse: "Stef?"
Stef: "Matse."
Matse: "Stef, was ist los? Können wir langsam?"
Stef: "Matse! Mein Receiver geht nicht!"
Matse: "Was!?! Wieso nicht?"
Stef: "Weiß ich auch nicht. Am Stromkabel kommt Strom an."
Matse: "Hast du die Rauschunterdrückung aufgedreht und hörst deswegen nichts?"
Stef: "Nein! Das Display zeigt gar nichts an!"
Matse: "Ou Mann! Hast du mal versucht am Kabel zu rütteln? Vielleicht ist da ein Wackelkontakt."
Stef: "Ich probiers mal... nein, geht auch nicht. Was soll ich denn jetzt machen?"
Matse: "Mist! Kein Ahnung! Äh... sch#!8#... Stef?"
Stef: "Ja?"
Matse: "Ich habe auch keine Ahnung was das jetzt sein kann. Du mußt das alleine rausfinden, okay?"
Stef: "Okay."

9.40 Uhr
Wenn das Boot nicht so klein wäre, würde ich hin und herlaufen. Kim angelt erfolglos weiter.
Das Telefon klingelt erneut.
Stef: "Matse!"
Matse: "Und?"
Stef: "Matse, ich hab's. Der Receiver geht! Da ist so ein Schalter wo 'Lock' draufsteht, den habe ich gedreht und jetzt geht's."
Matse: "Super! Dann sag den beiden anderen Bescheid, daß wir jetzt loslegen können."
Stef: "Okay."
Matse: "Ruf noch mal an und lass es zweimal klingeln, wenn wir auf die nächste Position gehen können."
Stef: "Okay."

9.45 Uhr
Das Telefon klingelt. Kim beginnt die Angel einzuholen. Das Telefon klingelt einmal, zweimal, dreimal, viermal. Beim fünften Klingeln nehme ich den Anruf an.
Matse: "Ja?"
Stef: "Matse, das geht doch nicht."
Matse: "Verfluchter Mist! Hast du alle Kabel durchgemessen?"
Stef: "Ja, habe ich."
Matse: "Hast du am Laderegler für's Solarpaneel gemessen?"
Stef: "Äh..."
Matse: "Mach das!"
Kim läßt derweil die Angel wieder zu Wasser. Ich raufe mir die Haare. Wieso denn nur???
Stef: "Matse?"
Matse: "Ja?"
Stef: "Das zeigt 14 Volt am Stromkabel an!"
Matse: "Dann ist der Laderegler kaputt. Überbrück den und dann geht das, wetten?"
Stef: "Okay... Es geht!"
Matse: "Na also. Sag den beiden anderen Bescheid: erste Position um 9.50 Uhr. Laß zweimal klingeln, wenn ihr fertig gepeilt habt."
Stef: "Okay."

9.50 Uhr
Kim dreht sich zu mir um. Ich nicke. Er holt die Angel ein und macht sich bereit zur zweiten Position zu fahren.

9.55 Uhr
Das Telefon bimmelt. Fünfmal. Oh nein!
Stef: "Matse?"
Matse: "Stef?"
Stef: "Matse, ich habe keinen Funkkontakt mehr mit den beiden auf Arapawa."
Matse: "Das glaube ich nicht!!! Was geht denn hier ab?... Ist mir egal! Die sehen uns hoffentlich und denken sich ihren Teil. Wir fangen jetzt an zu peilen. Alle zehn Minuten, okay?"
Stef: "Gut. Ich bin bereit."

Von 10 Uhr bis 11.30 Uhr fahren Kim und ich in zehn Minutenabständen verschiedene Positionen um Long Island herum an. Ich will die Auswirkung des Radioschattens, der durch die Inseln in den Sounds verursacht wird, abschätzen. Stef hat die ganze Zeit keinen Funkkontakt mehr mit Jana und Peter. Doch da unser Boot gut sichtbar ist, müßten die beiden sich ihren Teil denken können.

11.35 Uhr
Ich drehe mich zu Kim um und nicke. Nächste Station kann angefahren werden. Kim greift zum Gashebel. Der Motor säuft ab und stirbt. Und kann nicht mehr wiederbelebt werden. Wie vor drei Tagen, als wir im Sturm mit dem winzigen Hilfsmotor in eine windgeschützte Bucht tuckern mußten. Ich kann's nicht fassen. Jetzt haben wir sechs von zwölf Positionen angefahren und das Boot verabschiedet sich. Ich lache das Lachen des Verzweifelten - da hat sich wiedermal was gegen uns verschworen.

12.15 Uhr
Wir haben gut 45 Minuten gebraucht um mit dem Hilfsmotor zum Jetty von Motuara Island zurück zu tuckern. Die Peiltests sind wohl so ziemlich ins Wasser gefallen. Kim glaubt, daß der Motor in ein zwei Stunden wieder fit ist und schlägt vor, daß ich und Stef mit ihm am Nachmittag nach Picton fahren um den Stickstoff-Froster abholen, den mir die Universität für die Magenproben geschickt hat. Bei dieser Gelegenheit können wir auch direkt einkaufen. Ich stimme zu. Doch zuerst will ich die Antenne auf dem Aussichtsturm inspizieren. Auf dem Weg treffe ich Stef. Zusammen klettern wir den Moddertrack zur Ridge hinauf und erreichen schließlich die Antenne. Alles ist in Ordnung. Was war hier nur los? Ich nehme das Funkgerät und versuche es einfach nochmal.
Matse: "Arapawa Island, Arapawa Island, this is Motuara Island, do you copy?"
Peter: "Motuara Island, this is Tony's Place. Wir hören euch gut. Was war denn los?"
Stef und ich gucken das Funkgerät ungläubig an. Wieso haben wir auf einmal wieder Kontakt?
Matse: "Könnt ihr uns gut verstehen?"
Peter: "Jupp."
Matse: "Ich weiss auch nicht, die Funkgeräte sind echt kacke!"
Peter: "Kann sein. Wir habe ein paar mal auf Stefs Funk geantwortet, aber sie hat uns wohl nicht gehört."
Matse: "Ist jetzt auch egal, habt ihr gepeilt?"
Peter: "Ja."
Na also. Ich sage Peter Bescheid, daß Kim ihn und Jana nachher abholt und nach Motuara Island bringt, und daß Stef und ich mit Kim danach den Froster abholen fahren, damit der Nachmittag nicht verschwendet ist.

15.00 Uhr
Die wiederbelebte Kiore hat Peter und Jana abgeholt und nach Motuara Island zurück gebracht. Stef und ich springen im fliegenden Wechsel auf das Boot. Kim will den Motor nicht ausmachen, weil er sich nicht sicher ist, ob er dann überhaupt wieder anspringt. (Wieso wir uns keine Sorgen machten, daß der Motor in Picton sich nicht auch verabschieden könnte, weiß ich jetzt nicht mehr; aber im Endeffekt war das auch egal).

16.00 Uhr
Stef schiebt Wache am Boot, das in Waikawa am Yachthafen festgemacht ist, während Kim mit mir im Truck nach Blenheim fährt um den Froster abzuholen. In Blenheim angekommen warten wir auf unseren Froster, als mein Cellphone klingelt.
Stef: "Matse?"
Matse: "Stef? Mir schwant schlimmes..."
Stef: "Matse, der Motor ist kaputt! Ich sitze hier, als auf einmal dieser Hebemotor, der den Außenborder aus dem Wasser hebt angeht. Das Ding ist nicht mehr ausgegangen und hat den Motor oben auf das Deck gedrückt. Das ist alles ganz warm geworden. Dann sind welche vorbeigekommen und die habe ich um Hilfe gebeten und die haben die Batterie abgeklemmt. Was soll ich denn jetzt machen?"
Matse: "Beruhige dich. Ich geb' dir mal Kim."
Kim spricht leise mit Stef und meint schließlich zu mir "That is really boring". Das heißt soviel wie "Alles scheiße!"

17.30 Uhr
Kim und ich sind mit dem Froster und weiteren Einkäufen am Boot. Kim sieht sich das Problem an, klemmt die Batterie wieder an. Der Motor beginnt sofort den Außenborder auf das Achterdeck zu drücken. Hastig klemmt Kim die Batterie wieder ab. Er sagt, er gehe eben nachsehen, ob der Bootsmechaniker noch da ist. Ansonsten müßten wir hier über Nacht bleiben.

17.45 Uhr
Kim und der Meachaniker basteln am Gashebel der Kiore herum. Stef und ich hocken zwischen den Einkäufen und warten. Irgendwann sagt der Mechaniker "This'll do" und Kim sagt erleichtert: "Let's go to Motuara." Kim klemmt die Batterie an, plaziert die Sprittanks und verschraubt die Achterklappe. Wir beginnen die Sachen ins Boot zu laden. Der Hebemotor beginnt zu summen, der Außernborder hebt sich und drückt sich wieder auf das Achterdeck. Hektik! Alles wieder aus dem Boot, rasch sie Flügelmutter los, die Tanks raus, wo ist die verdammte Batterie? Schnell, abklemmen!

20.00 Uhr
Kim, Stef und ich haben im Motorcamp eine Cabin gemietet. Wir sind gestrandet, haben eine Dusche aber kein Duschzeugs, keine frischen Sachen und nicht wirklich viel zu Essen.

Am nächsten Morgen (2. September) fährt Kim mitsamt Boot zu einer Werkstatt. Der Hebemotor wird vom Stromkreis abgeklemmt. Stef und ich warten am Hafen auf Kim. Gegen 10 Uhr kommt er mit der Kiore auf dem Anhänger. Er grient und hebt den Daumen: das Boot ist wieder fit. Kim läßt das Boot zu Wasser und wir verpacken unser Zeugs. Wir sind bereit nach Motuara zu fahren. Stef und ich springen an Bord. Plötzlich summt der Hebemotor. Kim blickt ungläubig auf den Außenborder, der sich langsam aus dem Wasser hebt und sich auf das Achterdeck senkt. Stress! Alles schnell wieder ausräumen, rasch, der Außernborder preßt schon wieder auf das Achterdeck!

Die Kiore war schrott. Keine Chance mit ihr wieder nach Motuara Island zu kommen. Stef und ich kauften uns in Picton Tickets für das Postboot. Um 13.00 Uhr waren wir wieder auf der Insel. Jana und Peter hatten sich keine Sorgen gemacht. Wir verpackten Kims Sachen und schikcten diese mit dem Postboot wieder nach Picton zurück. Es etwas ungeplanter Abschied von Kim...