Ein Tag voll kleinerer Katastrophen. Wir nehmen es gelassen
(so lange wir von Pannen wärend der Arbeit mit den Pinguinen
verschont bleiben). Am gestrigen Tag waren Jana und Peter
mit Kim zu Tony hinübergefahren. Die beiden (also Jana
und Peter) verbrachten die Nacht bei Tony, so daß wir
am heutigen Tag um Punkt 9.00 Uhr die letzten Peiltests mit
dem Boot durchführen konnten...
9.00 Uhr
Die Situation: Jana und Peter sitzen an Antenne 2 auf Arapawa
Island, Stef sitzt an Antenne 1 auf Motuara Island - beide
Antennenstationen stehen in Funkkontakt und sprechen sich
ab, wann es mit dem Peilen losgehen kann. Kim und ich hocken
in der Kiore und warten auf Stefs Anruf, daß
die Tests beginnen können. Unglaublich aber war: wir
haben es zum ersten Mal geschafft zur geplanten Zeit bereit
zu sein. Dachte ich...
9.10 Uhr
Kim hat die Angel hervorgeholt, ich starre zu Motuara Island
hinüber, als könnte ich so Stefs Anruf beschleunigen.
9.20 Uhr
Ich blicke wieder auf die Uhr. Die Kiore treibt langsam
in Richtung Cook Strait. Kim hat noch nichts gefangen. Kim's
Telefon hat noch nicht geklingelt.
9.30 Uhr
Ich werde langsam nervös. Was kann denn da schief gegangen
sein... Das Telefon klingelt.
Matse: "Stef?"
Stef: "Matse."
Matse: "Stef, was ist los? Können wir langsam?"
Stef: "Matse! Mein Receiver geht nicht!"
Matse: "Was!?! Wieso nicht?"
Stef: "Weiß ich auch nicht. Am Stromkabel
kommt Strom an."
Matse: "Hast du die Rauschunterdrückung
aufgedreht und hörst deswegen nichts?"
Stef: "Nein! Das Display zeigt gar nichts an!"
Matse: "Ou Mann! Hast du mal versucht am Kabel
zu rütteln? Vielleicht ist da ein Wackelkontakt."
Stef: "Ich probiers mal... nein, geht auch nicht.
Was soll ich denn jetzt machen?"
Matse: "Mist! Kein Ahnung! Äh... sch#!8#...
Stef?"
Stef: "Ja?"
Matse: "Ich habe auch keine Ahnung was das jetzt
sein kann. Du mußt das alleine rausfinden, okay?"
Stef: "Okay."
9.40 Uhr
Wenn das Boot nicht so klein wäre, würde ich hin
und herlaufen. Kim angelt erfolglos weiter.
Das Telefon klingelt erneut.
Stef: "Matse!"
Matse: "Und?"
Stef: "Matse, ich hab's. Der Receiver geht! Da
ist so ein Schalter wo 'Lock' draufsteht, den habe ich gedreht
und jetzt geht's."
Matse: "Super! Dann sag den beiden anderen Bescheid,
daß wir jetzt loslegen können."
Stef: "Okay."
Matse: "Ruf noch mal an und lass es zweimal klingeln,
wenn wir auf die nächste Position gehen können."
Stef: "Okay."
9.45 Uhr
Das Telefon klingelt. Kim beginnt die Angel einzuholen. Das
Telefon klingelt einmal, zweimal, dreimal, viermal. Beim fünften
Klingeln nehme ich den Anruf an.
Matse: "Ja?"
Stef: "Matse, das geht doch nicht."
Matse: "Verfluchter Mist! Hast du alle Kabel durchgemessen?"
Stef: "Ja, habe ich."
Matse: "Hast du am Laderegler für's Solarpaneel
gemessen?"
Stef: "Äh..."
Matse: "Mach das!"
Kim läßt derweil die Angel wieder zu Wasser. Ich
raufe mir die Haare. Wieso denn nur???
Stef: "Matse?"
Matse: "Ja?"
Stef: "Das zeigt 14 Volt am Stromkabel an!"
Matse: "Dann ist der Laderegler kaputt. Überbrück
den und dann geht das, wetten?"
Stef: "Okay... Es geht!"
Matse: "Na also. Sag den beiden anderen Bescheid:
erste Position um 9.50 Uhr. Laß zweimal klingeln, wenn
ihr fertig gepeilt habt."
Stef: "Okay."
9.50 Uhr
Kim dreht sich zu mir um. Ich nicke. Er holt die Angel ein
und macht sich bereit zur zweiten Position zu fahren.
9.55 Uhr
Das Telefon bimmelt. Fünfmal. Oh nein!
Stef: "Matse?"
Matse: "Stef?"
Stef: "Matse, ich habe keinen Funkkontakt mehr
mit den beiden auf Arapawa."
Matse: "Das glaube ich nicht!!! Was geht denn
hier ab?... Ist mir egal! Die sehen uns hoffentlich und denken
sich ihren Teil. Wir fangen jetzt an zu peilen. Alle zehn
Minuten, okay?"
Stef: "Gut. Ich bin bereit."
Von 10 Uhr bis 11.30 Uhr fahren Kim und ich in zehn Minutenabständen
verschiedene Positionen um Long Island herum an. Ich will
die Auswirkung des Radioschattens, der durch die Inseln in
den Sounds verursacht wird, abschätzen. Stef hat die
ganze Zeit keinen Funkkontakt mehr mit Jana und Peter. Doch
da unser Boot gut sichtbar ist, müßten die beiden
sich ihren Teil denken können.
11.35 Uhr
Ich drehe mich zu Kim um und nicke. Nächste Station kann
angefahren werden. Kim greift zum Gashebel. Der Motor säuft
ab und stirbt. Und kann nicht mehr wiederbelebt werden. Wie
vor drei Tagen, als wir im Sturm mit dem winzigen Hilfsmotor
in eine windgeschützte Bucht tuckern mußten. Ich
kann's nicht fassen. Jetzt haben wir sechs von zwölf
Positionen angefahren und das Boot verabschiedet sich. Ich
lache das Lachen des Verzweifelten - da hat sich wiedermal
was gegen uns verschworen.
12.15 Uhr
Wir haben gut 45 Minuten gebraucht um mit dem Hilfsmotor zum
Jetty von Motuara Island zurück zu tuckern. Die Peiltests
sind wohl so ziemlich ins Wasser gefallen. Kim glaubt, daß
der Motor in ein zwei Stunden wieder fit ist und schlägt
vor, daß ich und Stef mit ihm am Nachmittag nach Picton
fahren um den Stickstoff-Froster abholen, den mir die Universität
für die Magenproben geschickt hat. Bei dieser Gelegenheit
können wir auch direkt einkaufen. Ich stimme zu. Doch
zuerst will ich die Antenne auf dem Aussichtsturm inspizieren.
Auf dem Weg treffe ich Stef. Zusammen klettern wir den Moddertrack
zur Ridge hinauf und erreichen schließlich die Antenne.
Alles ist in Ordnung. Was war hier nur los? Ich nehme das
Funkgerät und versuche es einfach nochmal.
Matse: "Arapawa Island, Arapawa Island, this is
Motuara Island, do you copy?"
Peter: "Motuara Island, this is Tony's Place.
Wir hören euch gut. Was war denn los?"
Stef und ich gucken das Funkgerät ungläubig an.
Wieso haben wir auf einmal wieder Kontakt?
Matse: "Könnt ihr uns gut verstehen?"
Peter: "Jupp."
Matse: "Ich weiss auch nicht, die Funkgeräte
sind echt kacke!"
Peter: "Kann sein. Wir habe ein paar mal auf Stefs
Funk geantwortet, aber sie hat uns wohl nicht gehört."
Matse: "Ist jetzt auch egal, habt ihr gepeilt?"
Peter: "Ja."
Na also. Ich sage Peter Bescheid, daß Kim ihn und Jana
nachher abholt und nach Motuara Island bringt, und daß
Stef und ich mit Kim danach den Froster abholen fahren, damit
der Nachmittag nicht verschwendet ist.
15.00 Uhr
Die wiederbelebte Kiore hat Peter und Jana abgeholt
und nach Motuara Island zurück gebracht. Stef und ich
springen im fliegenden Wechsel auf das Boot. Kim will den
Motor nicht ausmachen, weil er sich nicht sicher ist, ob er
dann überhaupt wieder anspringt. (Wieso wir uns keine
Sorgen machten, daß der Motor in Picton sich nicht auch
verabschieden könnte, weiß ich jetzt nicht mehr;
aber im Endeffekt war das auch egal).
16.00 Uhr
Stef schiebt Wache am Boot, das in Waikawa am Yachthafen festgemacht
ist, während Kim mit mir im Truck nach Blenheim fährt
um den Froster abzuholen. In Blenheim angekommen warten wir
auf unseren Froster, als mein Cellphone klingelt.
Stef: "Matse?"
Matse: "Stef? Mir schwant schlimmes..."
Stef: "Matse, der Motor ist kaputt! Ich sitze
hier, als auf einmal dieser Hebemotor, der den Außenborder
aus dem Wasser hebt angeht. Das Ding ist nicht mehr ausgegangen
und hat den Motor oben auf das Deck gedrückt. Das ist
alles ganz warm geworden. Dann sind welche vorbeigekommen
und die habe ich um Hilfe gebeten und die haben die Batterie
abgeklemmt. Was soll ich denn jetzt machen?"
Matse: "Beruhige dich. Ich geb' dir mal Kim."
Kim spricht leise mit Stef und meint schließlich zu
mir "That is really boring". Das heißt soviel
wie "Alles scheiße!"
17.30 Uhr
Kim und ich sind mit dem Froster und weiteren Einkäufen
am Boot. Kim sieht sich das Problem an, klemmt die Batterie
wieder an. Der Motor beginnt sofort den Außenborder
auf das Achterdeck zu drücken. Hastig klemmt Kim die
Batterie wieder ab. Er sagt, er gehe eben nachsehen, ob der
Bootsmechaniker noch da ist. Ansonsten müßten wir
hier über Nacht bleiben.
17.45 Uhr
Kim und der Meachaniker basteln am Gashebel der Kiore herum.
Stef und ich hocken zwischen den Einkäufen und warten.
Irgendwann sagt der Mechaniker "This'll do" und
Kim sagt erleichtert: "Let's go to Motuara." Kim
klemmt die Batterie an, plaziert die Sprittanks und verschraubt
die Achterklappe. Wir beginnen die Sachen ins Boot zu laden.
Der Hebemotor beginnt zu summen, der Außernborder hebt
sich und drückt sich wieder auf das Achterdeck. Hektik!
Alles wieder aus dem Boot, rasch sie Flügelmutter los,
die Tanks raus, wo ist die verdammte Batterie? Schnell, abklemmen!
20.00 Uhr
Kim, Stef und ich haben im Motorcamp eine Cabin gemietet.
Wir sind gestrandet, haben eine Dusche aber kein Duschzeugs,
keine frischen Sachen und nicht wirklich viel zu Essen.
Am nächsten Morgen (2. September) fährt Kim mitsamt
Boot zu einer Werkstatt. Der Hebemotor wird vom Stromkreis
abgeklemmt. Stef und ich warten am Hafen auf Kim. Gegen 10
Uhr kommt er mit der Kiore auf dem Anhänger. Er grient
und hebt den Daumen: das Boot ist wieder fit. Kim läßt
das Boot zu Wasser und wir verpacken unser Zeugs. Wir sind
bereit nach Motuara zu fahren. Stef und ich springen an Bord.
Plötzlich summt der Hebemotor. Kim blickt ungläubig
auf den Außenborder, der sich langsam aus dem Wasser
hebt und sich auf das Achterdeck senkt. Stress! Alles schnell
wieder ausräumen, rasch, der Außernborder preßt
schon wieder auf das Achterdeck!
Die Kiore war schrott. Keine Chance mit ihr wieder
nach Motuara Island zu kommen. Stef und ich kauften uns in
Picton Tickets für das Postboot. Um 13.00 Uhr waren wir
wieder auf der Insel. Jana und Peter hatten sich keine Sorgen
gemacht. Wir verpackten Kims Sachen und schikcten diese mit
dem Postboot wieder nach Picton zurück. Es etwas ungeplanter
Abschied von Kim...
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