Gestern mittag versuchten wir ein weiteres
Mal unsere ausgerüsteten Pinguine zu tracken. Um halb
sechs stand ich auf Arapawa Island an der Antenne - im dichten
Nebel. Der Wind blies stramm von Nordwesten und trieb den
Dunst durch jede Faser meiner Kleidung. Ich baute einen Wind-
und Nebelschutz auf und begann mit Jana zu tracken. Nach knapp
zwei Stunden blies ich alles ab - Motuara Island konnte den
Pinguin nicht einpeilen und der Nebel hatte mit sämtlichen
Nerv geraubt: ich war naß bis auf die Haut durchgefroren
und frustriert.
Wieder auf der Farm entschied ich schnell:
ich mußte heute nach Motuara Island, um die Antenne
zu inspizieren. Da ich aber auch noch einige Arbeit am Computer
zu erledigen habe, wollte ich am Abend wieder zu Tonys Farm
zurückkehren. Daher schien ein gemischter Wechsel sinnvoll:
Stef bleibt bei Peter auf Motuara Island, Jana kommt mit mir
nach Arapawa Island, wo sie am Samstag das Mailboat zum Festland
nehmen kann.
Am frühen Nachmittag verschlechterte
sich das Wetter, der Wind frischte auf und ein heftiger Regen
setzte ein. Spätestens jetzt hätten wir das Peilen
einstellen müssen. Die Überfahrt nach Motuara Island
war eine gemäßigter Achterbahnfahrt: lange, hohe
Wellen rollten aus der Cook Strait in den Queen Charlotte
Sound und schaukelten Tonys Boot ordentlich durch.
Auf Motuara Island wetzte ich sofort zur
Antenne hinauf und versuchte im strömenden Regen und
heftigen Böen die Anlage durchzutesten. Eigentlich war
alles in ORdnung, jedoch die Peiltechnik mußte umgestell
werden, da die Pinguine auf See zu nah und dadurch die Signale
zu stark waren, um sie mit der herkömmlichen Peilmethode
einzupeilen. Das konnten Jana und Peter aber nicht wissen.
Nach etwa eine Stunde auf der Insel verabschiedeten Jana und
ich uns von Stef und Peter. Peter umklammerte dankbar die
Gummistiefel, die Tony im geborgt hat. Peters (schlambedeckte)
Wanderbotten waren gelinde gesprochen hinüber: an einem
Schuh hing die Sohle wie eine toter Plattfisch vom Fuß,
was besonders dramatisch aussah, weil Peter mit mehreren abenteuerlich
verknoteten Bändern sowie etlichen Streifen Klebeband
versucht hatte, sein Schuhwerk zu reparieren. Es half aber
nichts: einen Tag Schafe hüten mit Tony auf Arapawa Island
und mehrere Tage Schlammtreten auf Motuara Island hatten seinen
Tretern den Rest gegeben.
Abends auf Arapawa Island: der Wind war
in einen weiteren norwester ausgeartet und Böen schüttelten
unsere Hütte durch. Mir schwante einiges. Nachts wurde
ich immer wieder wach, denn der Sturm schmetterte gegen unseren
sleep-out wie ein LKW, der Wind jaulte ohrenbetäubend
und der Regen prasselte wild auf das Dach. Irgendwann in der
Nacht rummste es gewaltig. Ich dachte "Verfluchter Sturm!"
und schlief wieder ein. Heute morgen erfuhr ich dann, daß
wir ein Erdbeben hatten, was aber dank des Sturmes kaum auffiel.
Gerade komme ich von der Antenne zurück.
Der Sturm jodelt weiterhin aus dem Nordwesten. Auf dem Weg
nach oben war mir klar, daß dieser Wind Spuren hinterlassen
haben würde. Und ich hatte recht.
Die Arapawa-Antenne am Boden - der Sturm
hat alles klein gemacht
Die Antenne lag am Boden, der Sturm hat
das Holzgerüst für die Regenplanen endgültig
klein gemacht. Glücklicherweise gibt es außer verbogenen
Yagis keine größeren optische Schäden. Ich
betrachtete das Chaos kurz und meine Entscheidung stand fest:
Feierabend. Kein Pinguin-Tracking mehr, zumindest für
die nächsten Wochen. Die umgeblasene Antenne hat mir
endgültig klar gemacht, daß das Wetter hier in
den Marlobrough Sounds Radio-Telemetrie nur unter erschwerten
Bedingungen zuläßt. Der permanente Wind entwickelt
sich mit einer solchen Leichtigkeit zu einem Sturm, daß
man die Antenne eigentlich bei der kleinsten Brise vorsichtshalber
abbauen müßte.
Ich werde nun erstmal bis November abwarten.
Vielleicht ist im späten Frühling ja ein wenig mehr
Ruhe in das Wettergeschehen eingekehrt. Möglicherweise
versuchen wir es dann noch einmal. Jana und Peter, die ja
sowieso in ein paar Tagen abreisen, werden nun eventuell schon
früher (morgen) ans Festland fahren, um ihre restlichen
Tage in Neuseeland noch anderwertig zu verbringen (sightseeing).
Stef und ich werden erst einmal die Nestchecks fortführen
und die Fahrtenschreiber einsetzten.
Arapawa Island - over and out.
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