Ziemlich Jetleg sind wir heute morgen in aller
Herrgottsfrühe hellwach gewesen. Wir nutzten die Möglichkeit,
Dave am neuseeländischen Abend anzurufen. Wichtigstes
Thema natürlich: die Pinguinmorde. Eine Woche nachdem
ich aus Neuseeland abgereist war, wurden - wie schon berichtet
- zwei Hunde erschossen, die sehr wahrscheinlich weitere 13
Pinguine getötet hatten.
Die Hunde waren einem Camper aufgefallen, der
mit seinem Wohnmobil auf dem Schotterplatz vor der Kolonie
übernachtete. Der Camper war wohl nicht aus der Gegend
(was man bei einem Camper auch erwarten dürfte) hatte
aber von den Pinguinmorden in der Zeitung gelesen. Er rief
sofort die Polizei an, die den Hundefänger benachrichtigte.
Der "Hundefänger" in Oamaru hatte nicht ein
großer Fangnetz geschultert, sondern ein 32-kalibriges
Gewehr, was dem ersten Hund auf dem Strand unterhalb der Kolonie
zum Verhängnis wurde. Der zweite Hund türmte und
wurde von Hundefänger und Camper in einer wilden Verfolgungsjagd
durch Oamaru schließlich unweit des Wohnhauses seines
Herrchens gestellt und erschossen.
Beide Hunde hatten kein Halsband und Regsiutrierungsmarken,
doch Oamaru ist nur wenig größer als ein Dorf wo
jeder jeden und jeder ebenso jedermanns Hund kennt. So war
es relativ leicht die Besitzter der Hunde ausfindig zu machen.
Die Besitzer der Hunde haben jetzt ein Problem, denn die Eskapaden
ihrer ehemaligen Waldis wird ihnen möglicherweise teuer
zu stehen bekommen. Dave meinte es gäbe zwei Möglichkeiten,
den Leuten einen reinzuwürgen, erstens über das
Department of Conservation und zweitens über den District
Council (was so etwas wie die Stadtverwaltung ist): die Hunde
killten die Vögel in der vom DoC verwalteten Oamaru
Creek Penguin Refuge und für die ganze Hafengegend
hat der District Council Hundeverbote aufgestellt (nur angeleinte
Hunde sind in Begleitung des Besitzters während des Tageslichtes
erlaubt). Wahrscheinlich wird nur der Distric Council in Aktion
treten, so Dave, denn die Kolonie ist nur eine Refuge,
also kein Reserve, was bedeutet, daß das Land
nicht dem DoC gehört, so daß da die rechtliche
Belangung problematisch sein könnte. Immerhin kann der
District Council zwei Sachen erwirken: erstens können
die Hundebesitzer mit bis zu 5000$ Strafe rechnen und zweitens,
kann ihnen untersagt werden erneut Hunde zu besitzen. Und
letzteres ist in Neuseeland schon eine harte strafe, denn
Hunde sind schon fast heilig ("In dog we trust!").
Da macht sich halt bemerkbar, daß Neuseeland eine große
Schafsfarm ist.
Nachdem die Hunde erledigt wurden, kam es zu
einem weiteren stressigen Pressetag für Dave mit tausend
Interviews und zwei Auftritten in den Abendnachrichten von
tvONE und tv3. Dave ließ sich - um ein abschreckendes
Beispiel zu geben - mit den erschossenen Hunden und den Pinguinen
filmen und sagte ein paar klare Worte in Richtung aller Hundebesitzer,
was unerwartete Folgen hatte. Wenig später bekam Dave
Anrufe von seinem Boß in Dunedin, der zuvor einen Anruf
vom Umweltminister erhalten hatte. Die Zurschaustellung der
Hunde war dann wohl doch ein Sakrileg. Anscheinend waren Dave's
Aktionen für einige Leute doch ein wenig zu hart - immerhin
starben ja "nur" 70 Pinguine. Von nun an mahlen
die Mühlen der Politik. Als nächstes stehen für
Dave meetings mit seinen Vorgesetzten an, um die Geschichte
zu diskutieren. Doch Dave meinte, daß er diesbezüglich
fest auf seiner Position beharren will, denn es geht hier
nicht um "nur" 70 Pinguine. Vielmehr ist das Problem
streunender Hunde ein nationales Problem: auf der Nordinsel,
zum Beispiel, ist der Brown Kiwi kurz vor dem Aussterben,
weil streunende Hunde alles killen, was nicht fliegen kann.
Ich denke mit solchen Argumenten in der Tasche, sollte der
Umweltminister einsehen, daß Dave nicht übertrieben
hat...
In jedem Fall sollten Hundebesitzer in Oamaru
aufpassen. Momentan wird jeder Hund, der nicht angeleint und
in Begleitung des Herrchens ist, und der dem Oamaru Habrour
zu nahe kommt über den Haufen geschossen. Gnadenlos.
Goodonya, mate!
|