Seit Kim's unerwartetem Abschied am Samstag, habe wir zu
viert die Insel erkundet. In Zweier Teams oder zu viert kraxelten
wir durch den dichten Busch der Insel auf der Suche nach Pinguinnestern.
Das Wetter zeigte uns alle seine Gesichter: er schiffte vom
Himmel hoch (was man bei Arbeiten im Regenwald wohl erwarten
muß), es blies ein steife Brise, doch auch die Sonne
blinzelte oft durch das Blätterdach des Waldes.
Die Nestersuche war zum Teil recht abenteuerlich: der einzige
brauchbare Track führt entlang der Ridge (also entlang
des Berggrades) der Insel von Süden nach Norden. Um aber
an die Pinguine zu kommen, muß man sich wahlweise rechts
oder links in den Busch schlagen. Die Nester mit brütenden
Pinguinen markierte wir mit leuchtend rosa Flagging Tape.
Natürlich mußten wir auch das gleiche Tape benutzen
um unsere Route zu den Nestern zu markieren. Nichstdestotrotz
haben wir zwei oder drei markierte Nester nicht mehr wieder
gefunden. Käse.
Die Pinguine benutzen eigentlich alles was nach Höhle
aussieht: Erdlöcher unter Wurzeln, Steinspalten und abgestorbene
Baumstämme. Um zu erkunden, ob bewohnte Bauten Eier oder
bereits Küken enthalten, streckten wir unsere behandschuhten
Hände in die Dunkelheit, was die Pinguine entweder mit
Knurren, Trompeten oder energischem Schnabelhieben (oder allem
zusammen) quittierten. Bauten, bei denen wir dachten, daß
wir an die Tiere und ihren Nachwuchs nicht herankommen (weil
zu tief oder zu eng und verwinkelt) ließen wir aus -
wir wollen die Küken und ihre Wachstumsraten bestimmen;
dazu müssen die Kleinen regelmäßig gewogen
werden.
Insgesamt sind wir auf 30 Brutnester in 6 verschiedenen Gegenden
gekommen: Hut Gully - 8 Nester (in unmittelbarer Nähe
der Hütte), West Gully - 3 Nester (im Nordwesten
der Insel), East Gully - 7 Nester (im Osten), Frog
Trail - 3 Nester (im Südwesten), South Gully
- 4 Nester (im Süden) und das T-Gully - 7 Nester
(im Südosten entlang des Tracks zum Observation Tower
hinauf).
Wir haben bis jetzt 20 Pinguine mit flipper bands
(das Äquivalent zu den Fußringen anderer Vögel
- bei Pinguinen halt an der Basis der Flügel) markiert.
In den restlichen 10 Bauten mußten wir dies nicht tun,
da diese Tiere mit Transpondern (diese winzige Kapseln werden
mit einer Spritze subcutan im Nacken des Pinguins eingepflanzt)
markiert sind, die von Martin Renner vor vier Jahren eingesetzt
wurden. Bei diesen Tieren kommt unser "Ghostbusters"-Staubsauger
zum Einsatz: es handelt sich um einen Transponder Reader,
den wir einfach in die Höhle hineinstecken und per Knopfdruck
die Transpondernummer des Tieres im Bau auf einem Display
ablesen können.
In vier Bauten fanden wir bereits geschlüpfte Küken.
Diese holten wir vorsichtig aus den Höhlen heraus. Die
Zwergpinguinküken sind nicht mal eine Hand voll: winzig
klein, schrumpelig schwarz mit dünnen Flaumfedern unter
denen die Haut hindurch schimmert. Wir wogen die Küken
(das Schwerste war 300gr und paßte kaum in unseren Wäge-Beutel)
mit Federwaagen. Das wird jetzt alle fünf Tage geschehen...
In einer der wenigen Nistboxen machte Stef eine etwas kuriose
Entdeckung. Bei dieser Nistbox ließ sich die verschraubte
Deckelklappe nicht lösen, also mußte Stef nach
den Pinguinen tasten. Sie hockte sich vor den Eingang und
langte in das Dunkel der Nistbox hinein. Sie stutzte: etwas
großes, festes mit weichem Gefieder hockte da mit dem
Hinterteil in Richtung Boxeingang. Bei näherer Untersuchung
stellte sich heraus, daß Stef einen Kiwi am Hintern
gekrault hatte. Der Kiwi hatte sich einfach einer Pinguinnistbox
bemächtigt und verschlief den verregneten Tag...
Schließlich rüsteten wir heute vormittag vier
Pinguine mit unseren Sendern aus. Es handelt sich ausschließlich
aus dem Hut Gully; wir werden die einzelnen Gebiete immer
einzeln behandeln. Zwei der Pinguine brüteten in den
vom DoC bereitgestellten Nistboxen
Unsere Nester-finden-Eier-zählen-Tracks-markieren-Pinguine-besendern-Arbeit
war damit beendet. Am Nachmittag sollte uns Tony Tristram
mit seinem Boot abholen. Gegen mittag ging ich an den Steg
und blickte skeptisch in den Norden. Dort zog es dunkelgrau
und däuend zu uns herüber. Um 15 Uhr hatte der Wind
zugenommen und trieb rollende Wellen vom Nordwesten in den
Queen Charlotte Sound. Der Holzsteg von Motuara Island schaukelte
bedrohlich in der Brandung. Schließlich fing es zu schütten
an. Ich schrieb Tony ab, denn bei diesem Wind konnte er unmöglich
am Steg anlanden. Also verkrochen wir uns in der Hütte.
Bis auf Stef. Sie hatte ein unglaubliches Verlangen nach einer
warmen Dusche (sie und ich übernehmen die ersten 7 oder
8 Tage an der Antenne auf Arapawa Island). Sie glaubte fest
daran, daß Tony auftauchen würde. Und in der Tat
- im größten Regenguß kurvte er in seinem
Boot an de Jetty. Hastig schafften wir Lebensmittel und unsere
Klamotten über den schlüpfrigen Pfad zum Steg und
beluden das Boot, daß in den Wellen tanzte.
Wir verabschiedeten uns schnell von Jana und Peter und legten
ab. Als wir uns von Motuara Island entfernten, konnten wir
die schwarze Wand im Norden sehen - da kommt wohl ein Sturm.
Eine Sache gibt es jetzt noch zu berichten. Denn auf der
Fahrt zu Tonys Farm trafen wir erneut auf die riesige Schule
von Grossen Tümmlern. Die gewaltigen Delphine tauchten
vor dem Boot auf, gerade als die Sonne durch einen Riß
in den Wolken zu sehen war. Die grauen Körper der eleganten
Tiere glitzerten in der Sonne. Sie schienen überall zu
sein. Die ganze Bucht war wie mit Delphinen aufgefüllt.
Einige sprangen hoch aus dem Wasser, als sie an uns vorbei
schwammen. Ich habe selten ein solches Schauspiel erlebt...
Nun, jetzt bin ich mit Stef auf Tonys Farm. Wir haben frisch
geduscht und Tony hat uns zu einer Lamm-Caserole eingeladen.
Wir sind zum ersten Mal seit zwei Wochen geduscht (doppelter
Seifgang) und haben frische Klamotten an. Ab morgen geht das
Peilen los.
Ab heute für Stef und mich erst mal
Vergangeheit - das Klo auf Motuara Island
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