Nachdem Stef und ich den Dienstag auf dem Festland
verbracht haben, nutzen wir heute die Gelengenheit mit dem
Boot von "Dolphin Watch Marlborough" wieder nach
Motuara Island zurückzukehren. Ganz ungewöhnlich:
die Vormittags-Tour ging schon um 7 Uhr morgens los. Was sollte
das denn?
Als wir morgens am Waikawa Bay Marina unsere
Kisten mit Einkäufen und unseren zig-mal gewaschenen
und immer noch müffelnden Klamotten aus dem Wagen luden,
sahen wir eine illustre Gruppe mit Zoe Battersby von "Dolphin
Watch Marlborough" an einem Steg des Yachthafens stehen.
Besonders auffällig war eine ältere Dame in einem
langen, fliederfarbenen Samt-Mantel. Und was war das? Eine
junge Frau mit einem dunkelblauen Trenchcoat mit einem gold-gesticktem
"one news" Emblem auf der Brust unterhielt sich
angeregt mit einem baumlangen Kerl, der eine Fernseh-Kamera
und einem Stativ bewaffnet war. Ein Auto bog auf den Parkplatz
ein. Es war mit dem Schriftzug "The Marlborough Express"
zugekleistert. Ein bleicher Typ stieg aus und kramte eine
Fototasche aus dem Kofferraum. Presse, Fernsehen und Politiker.
Die ältere Dame im Samtmantel war die stellvertretende
Umweltministerin, erfuhren wir von Zoe, die uns anwies rasch
unsere Klamotten auf das Boot zu laden. Les, Zoes Ehemann,
begrüßte uns mit den Worten, "Good morning,
you guys. We'll have some highbrows on board today."
Da waren noch andere Leute, die weniger wie Politiker aussahen,
doch noch weniger an Touristen erinnerten. Alle diese Leute
Plus Nachrichten-Crew und Pressefritze kletterten bald an
Bord der "Dolphin Endeavour". Das Boot legte pünktlich
um 7 Uhr vom Waikawa Bay Marina ab und nahm Kurs auf Motuara
Island.
Was der Trubel sollte, war klar - heute kamen
die Kiwi-Leute mit den frisch gefangenen Kiwis wieder von
der Insel. Die Kiwis sollen wieder an der Westküste ausgesiedelt
werden. Da diese ganze Sache hochoffiziell ist und vom Staat
sowie der Bank of New Zealand gesponsort wird und den Titel
"Kiwi Recovery Programme" trägt, ist natürlich
die Öffentlichkeit daran interessiert, was wiederum die
Regierung interessiert und die unglückliche Halb-Ministerin
im Samtmantel auf den Plan rief. Unglücklich deswegen,
weil heute wieder einmal kein Postkarten-Wetter in den Sounds
herrschte: ein nowester röhrte in den Queen Charlotte
Sound und das machte die Fahrt zur Insel heraus recht interessant.
Nach gut einer Stunde erreichten wir die Insel.
Großer Brecher rollten am Jetty vorbei, so daß
das Anlegen und ans Land klettern eine prima Aktion wurde.
Besonders für Miss Samtmantel. Stef und ich warfen unsere
Kisten auf den Steg und kletterten bepackt den steilen Track
zur Hütte hinauf, während Zoe Battersby ihre Kundschaft
den Track zum Observation Tower hinaufführte, hinein
in den Wald, denn mittlerweile hatte es angefangen zu schütten.
Stef und ich waren noch dabei, unsere Lebensmittel
und Rucksäcke zur Hütte zu schleppen, als die gnaze
Truppe an der Hütte auflief: anscheinend war es im Wald
doch zu feucht gewesen. Das Fernseh-Team sah verwegen und
extrem durchweicht aus. Die Ministerin hatte fiese Modderflecken
auf ihrem Samtmantel. Die anderen Personen sahen ebenfalls
aus wie begossene Pudel. Die ganze Gesellschaft drückte
sich um die Hütte herum zusammen, denn schnell wurde
klar, daß die Hütte zu klein war, um allen Unterschlupf
zu gewähren. Nur Zoe und die Ministerin standen im überdachten
Arbeitsbereich.
Ich lief ein weiteres Mal zum Steg, um eine letzte
Kiste mit Lebensmittel zur Hütte zu schleppen. Auf dem
Weg zur Hütte, kam die Truppe wieder zurück. Wahrscheinlich
war das ganze Hin-und-Her-Gerenne notwendig um eine gesunde
Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Vorneweg lief die
stellvertretende Umwelt-Ministerin. Sie sah schon etwas ulkig
aus: sie hatte eine fliedefarbene Samt-Steghose weit über
ihren weißen Pullover gezogen; ihre Füße
steckten in drei Nummern zu großen Gummistiefeln. Ich
ließ sie vorbei und versuchte sie mit einem Lächeln
aufzumuntern, denn sie hatte einen herzerweichenden Begossener-Pudel-Blick
aufgsetzt.
Mittlerweile waren auch einige der Kiwi-Leute
aufgekreuzt. Sieh sahen eher gestreßt und ernst aus,
was wohl daran lag, daß sie in den zwei Tagen nur 8
von 13 Kiwis auf unserer Insel gefunden hatten, 6 davon erst
an diesem Morgen, und das ganze Unternehmen nicht ganz so
erfolgreich wie geplant war. Immerhin konnten die gefangen
Kiwis in hölzernen Boxen auf das Dolphin-Watching Boot
geladen werden. Eine Box mit zwei Kiwis blieb zurück
und wurde von Lynn, der Leiterin des Kiwi-Teams für das
Fernsehen immer wieder auf und zu gemacht, während der
Kameramann diese Aktion aus verschiedenen Winkeln filmte.
Lynn sah ziemlich mitgenommen aus, mußte sie doch für
das Interview mit dem Fernsehen aus ihren Regenklamotten heraus
und eine grünes "Bank of New Zealand - Kiwi Recovery
Programme"-T-Shirt tragen. Und es schüttete vom
Himmel hoch...
Insgesamt wurden das ganze offizielle Tamm-Tamm
mit der Ministerin und dem Fernsehen aber wohl abgeblasen,
denn in Windeseile hatten die Kiwi-Leute ihre Klamotten auf
das Boot gepackt und ein etwas hektischer Aufbruch folgte.
Kein Wunder, denn der Sturm warf die "Dolphin Endeavour"
hin und her. Les hatte seine liebe Mühe das Boot am Jetty
zu halten.
Zurück blieben Stef und ich. Die Lady vom
Fernsehen wünschte und noch "Goodbye and have fun
on your island Paradise" und kletterte zum Steg hinunter.
Bald darauf legte das Boot ab und der ganze Troß plus
Kiwi-Leute plus 8 Kiwis dampfte zurück gen Picton.
Die Hütte war ein Chaos. Die Kiwi-Leute
hatten keine Zeit aufzuräumen oder zu spülen. Das
hat uns nicht weiter gestört, denn dafür haben sie
die edelsten Freßalien ebenfalls zurück gelassen:
der üppige Kuchen für den Tee nach dem offiziellen
Teil ist spitze, der gemischte Salat war erstklassig und die
extra Gasflasche sowie die noblen Tischleuchte sind ebenso
gut zu gebrauchen, wie das neue Geschirr und die neuen Töpfe.
Hoffentlich kommen die Kiwi-Leute nicht so bald wieder, um
den Krempel abzuholen...
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