Jetzt hat es ein Ende. Hotte hat uns am Samstag
verlassen und ist gen Germany abgreist. Somit ist nur noch
der Kern unseres Eudyptula-Teams vor Ort: Stef und ich. Wir
werden nicht mehr peilen. Zwar hatte ich allen Ernstes noch
überlegt, ob Stef und ich alleine noch ein oder zwei
lange Tage peilen würden, doch erstens läßt
Stefs Heuschnupfen dies nicht zu und zweitens ist unsere gesamte
Ausrüstung nach vier Monaten Seeluft und Stürmen
marode geworden: Wackelkontakte in den Antennen kabeln, gebrochene
Stromstecker, verkratzte Kompaßrosen und - wohl das
schwerwiegenste - die Sender sind partout nicht mehr Dicht
zu bekommen und verabschieden sich nach zwei oder drei Tagen
auf See wegen Wassereinbruchs.
Wir haben in den zwei Wochen hier in Oamaru 13
Pinguintracks zusammen bekommen. Das ist ungefähr halb
so viele Tracks wie wir in 3 Monaten Motuara Island geschafft
haben. Das soll reichen. Das gute ist ja auch, daß ich
für meine Arbeit nicht 100%ig auf die Tracks angewiesen
bin, sondern ja auch noch die wertvollen Daten der TDRs zu
verwursten habe. Zusammen mit den Nestchecks habe ich Daten,
die ich bis Anno Tobak auswerten kann. Im Moment habe ich
aber den 8. März vor Augen: bis dahin muß meine
Diplomarbeit eingereicht sein.
Und deswegen sitzen wir hier im Schatten, während
draußen die Sonne bretzelt. Ich sitzte vor dem Computer
und Werte die Tracks aus, errechne Durchschnittsgeschwindigkeiten
und kalkuliere zurückgelegte Distanzen. Ab morgen wird
Stef mir helfen und die TDR-Daten auseinanderklamüsern.
Es gibt viel zu tun. Gestern haben wir zwei weitere Vögel
mit den Fahrtenschreibern ausgerüstet. Ich hoffe nur,
daß ich genug Zeit finden werde, alle Tauchdaten auszuwerten,
denn mit sekündlichen Meßintervallen kommt so über
den Tag eine ganze Stange Zahlen zusammen. Bis Weihnachten
hoffe ich schon einiges geschafft zu haben.
Nach Weihnachten, werden wir mit Dave Houston
zusammen noch einmal für einige Tage nach Motuara Island
gehen und den Pinguinen dort Magenproben entnehmen. Wir wissen
was die Pengies hier in Oamaru hauptsächlich zu sich
nehmen - slender sprat (Sprotten), und das in rauhen
Mengen wie es scheint, denn Hungerzustände gibt es hier
bei den Küken gar nicht. Insgesamt scheint es sogar so
viel Nahrung zu geben, daß die adulten Pinguine nicht
einmal täglich auf See gehen zu brauchen um ihre Sprößlinge
zu ernähren: oft sitzt einer der Alten mit den Daunenbergen
in der Nestbox.
Das hervorragende Jagdgebiet hat jedoch auch
Nachteile; und diese sind hauptsächlich an Land zu finden.
Denn wenn Pinguine in der Nähe oder sogar mitten in der
Zivilisation brüten, wird ihnen diese nicht selten zum
Verhängnis. Fast täglich finden wir von Autos überfahrene
Pinguine auf der Harbour Street. Gestern wurde uns diese "Zivilisationskrankheit"
richtig vor Augen geführt, als wir einen Pinguin zu Tony
Hocken brachten, der von einemTouristen gefunden worden war.
Der Vogel hatte anscheinend einen Autounfall überlebt:
der Schnabel war zerfetzt und blutverkrustet, die Zunge war
weggerissen und ein Bein war gebrochen. Total verstört
und leidend hockte der Pinguin auf meinem Schoß und
starrte aus dem Fenster von Dave's Wagen als wir durch Oamaru
rollten. Der Vogel hatte keine Überlebenschance, wegen
des zerfetzten Schnabels. Später sah Tony sich das Tier
mitleidsvoll an, murmelte nur "armer Kerl" und erlöste
den Vogel mit einem mit Chloroform getränkten Taschentuch.
Als der Pinguin die Besinnung verlor und schließlich
starb, dachte ich traurig darüber nach, wieviel Glück
so ein Pinguin doch haben muß, um erst das Kükenstadium
und dann das erste Jahr auf See zu überleben - 90% aller
Jungvögel sterben in ihrem ersten Jahr auf See. Und dann
schafft es einer, nur um von einem Auto den Schnabel weggerissen
zu bekommen...
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