Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
2000

APRIL

MAI
JUNI
JULI
AUGUST
SEPTEMBER
OKTOBER
NOVEMBER
DEZEMBER
2001
JANUAR
FEBRUAR
MÄRZ
APRIL
MAI
JUNI
JULI

NEUIGKEITEN - 20. Januar 2001

Die ganze Zeit liest man auf dieser Seite vom "Tracking", der "Radiotelemetrie" oder dem "Peilen". Es mag ja auch herüber gekommen sein, wie die Theorie funktioniert. Doch wie sich die Radiotelemetrie für uns angehört hat, werde ich auf dieser Seite mal ein wenig näher Beschreiben. Eine wichtige Voraussetzung ist allerdings, daß ein RealAudio-Player installiert ist (ansonsten gibt's nichts zu hören). Der Player kann HIER heruntergeladen werden.

Ich will kurz auf die Zusammensetzung unserer Ausrüstung eingehen. Grob gesehen verwendeten wir einen Funkempfänger für das Frequenzband 148-150 MHz, der über eine Menge Gekabels an ein kleines Gerät angeschlossen war, welches den Namen "Null-Peak Box" trägt. An diese Null-Peak Box waren wiederum zwei Richtungsantennen angeklinkt, die parallel zueinander an einem Quermast ausgerichtet waren. Dieser Quermast saß auf einem 3m hohen Antennenmast, an dem wir - die Operatoren - herumdrehten. Und nicht nur das; wenn wir einen Pinguin (bzw. das Signals des Senders auf seinem Rücken) eingepeilt hatten, notierten wir zusätzlich die Gradzahl, die uns ein Zeiger, der am Antennenmast befestigt war, auf einer nach Norden ausgerichteten Kompaßrose anzeigte (die Kompaßrose hat ein zentrales Loch, in das der Antennenmast gesteckt ist).

1. Zunächst einmal hatten wir etliche Tage, in denen wir dies hörten:
Das sind die Geräusche, die man vernimmt, wenn man früh morgens (halb sechs) zu Antenne hinaufkraxelt, nur um festzustellen, daß alle ausgerüsteten Pinguine in ihren Bauten geblieben sind: man hört nichts außer statischem Rauschen. Und dafür klettert man um fünf Uhr aus dem Schlafsack...
2. Wenn man dann etwas hört, ist dies das wohlklingenste Geräusch:
So hört es sich an, wenn der Pinguin an der Oberfläche sitzt und Pause macht: Die Antenne des Transmitter ist permanent über der Wasseroberfläche, das Signal klar und deutlich. Mit einem solchen Signal, kann man das Tier prima einpeilen.

3. Doch wie peilt man den Pinguin ein? Wie findet man heraus wo der Pinguin ist? Nun, beide Richtungsantennen empfangen das Signal des Pinguins. Das Signal ist am stärksten, wenn die Peilantennen, direkt auf das Signal zeigen. Zeigt Antenne ein wenig am Signal vorbei, ist das Signal schwächer. Dementsprechend wäre der Pinguin also in der Richtung, in welcher das Signal am lautesten ist. Doch hier kommt die Nul-Peak Box ins Spiel. Das menschliche Gehör unterscheidet Tonlautstärken besser in leisen Tonbereichen. Und die Null-Peak Box ermöglicht eben dies. Die Box empfängt das Sendersignal - das ja von den beiden Peilantennen empfangen wird - über zwei Kabel (eins pro Peilantenne) und erhält damit das Ping unseres Senders doppelt (von jeder Antenne ein Ping). Die Null-Peak Box vereinigt diese beiden Pings wieder zu einem einzigen Ping, welches es an den Empfänger schickt. Und zwar werden die beiden Antennenpings so moduliert, daß das resultierende Ping unhörbar ist, wenn die Signale beider Peilantennen am lautesten sind, also genau in die Richtung des Signals weisen. Klingt kompliziert, ist es auch. Anhören tut sich das so:

Zunächst weisen die Antennen nicht genau in die Richtung des Pinguins. Nun, dreht der Operator an dem Antennenmast und verändert dadurch den Winkel zwischen Peilantennen und Pinguinsignal. Das Signal wird leiser, was bedeutet, daß die Antennen langsam in Richtung des Pinguins gedreht wird. An einem Punkt ist nichts mehr zu vernehmen (Null-Peak). Und wenn nun weiter gedreht wird, wird das Signal langsam wieder lauter. Der Pinguin ist in der Richtung, in der nichts zu hören ist - jetzt notiert man den Winkel und hat den Fix. Wenn so beide Antennenstationen mehr oder weniger Zeitgleich einen Pinguin eingepeilt haben, kann man aus den beiden Peilwinkeln, die Position des Pinguins berechnen.
4. Wenn man gerade nicht peilt, kann man mehr aus den Signalen heraushören, als es zunächst den Anschein hat:
So hört es sich an, wenn der Pinguin taucht. Das Signal ist zu hören, solange die Antenne des Senders über der Wasseroberfläche ist. Taucht der Pinguin ab, verstummt das Signal abrupt. Nachdem Tauchgang, kommt der Vogel dann an die Oberfläche und schöpft neuen Atem, so daß das Sendersignal wieder zu hören ist. Bis der Vogel wieder taucht... Ein solches Signal ist schon etwas kniffeliger einzupeilen.
5. Und zu guter Letzt noch der Alptraum eines jeden Peilers:
Dieser Pinguin "reist". Das heißt, der Vogel taucht, allerdings in der Horizontalen. Er bewegt sich von Punkt A nach Punkt B und sucht nich in einem bestimmten Gebiet nach Nahrung (wie bei Punkt 4). Der Pinguin taucht knapp unterhalb der Oberfläche und kommt nur für Sekunden an die Luft um atemn zu schöpfen. Daher diese unregelmäßigen Signale, die es extrem schwer bis unmöglich machen, den Vogel vernünftig einzupeilen.
Dies ist es also, was wir uns stundenlang, tagelang, wochenlang angehört haben, um herauszufinden wohin Zwergpinguine schwimmen. Verrückt, nicht wahr?