Nachdem ich Tony geholfen hatte, seinen Wasserkraftgenerator
wieder in Gang zu kirgen, stieg ich in meine Wanderbotte und
machte mich auf den Weg hinauf in die Berge. Tony's Hirtenhunde
rannten frei herum und langweilten sich anscheinend. Denn
kaum hatte ich das Gartentor hinter mir zu gedrückt,
als die Verrückten Bellos angestürmt kamen. Die
Bengels, Jack, Ted und der junge Doug, pesten wie behämmert
um mich herum, die alte Bess kam langsam herbei getrottet.
Und als die Hunde mitbekamen, daß ich auf dem Weg in
die Berge war, kannten sie kein Paddong... ich hatte die Horde
am Hals.
Von links nach rechts: Bess, Jack, Ted
und der "Neue", Doug
Ich wußte nicht so recht, ob Tony seine
Hunde heute nicht brauchen würde und versuchte den Vierbeinern
die Idee mich zu begleiten auszureden. Zog alles nicht. Wie
Flummis titschten die Hunde um mich herum und hechelten und
sabberten wie die Weltmeister. Am ersten Tor versuchte ich
es cleverer. Ich öffnete das Tor nicht, sondern kletterte
umständlich über den Zaun, um so die Tiere vielleicht
abzuschütteln. Auf der anderen Seite angekommen warteten
Ted und Jack schon auf mich - sie waren ohne Probleme über
das 1 1/2 Meter hohe Tor gehüpft. Nur der junge Doug
hatte seine Probleme und jaulte frustriert und zwängte
isch schließlich zwischen den weiten Maschen des Zauns
hindurch. Bess war zurück geblieben... dachte ich. Doch
schließlich kam auch die alte Lady angetrottet und tat
es Doug nach. Wir waren wieder zu fünft.
Auf dem Weg nach oben, mußte ich an unsere
Peilzeiten hier denken, an die Stürme und den Frust.
Alles hier auf Arapawa Island war noch so wie "damals"
(vor etwas mehr als einem halben Jahr), bis auf den Sturm,
der fehlte heute. Als ich über meine Schulter blickte
sah ich Tonys Farm zwischen den Bäumen und die Tonee
Marie auf dem Wasser.
Noch da: Tony Tristrams Farm in der East
Bay
Je weiter wir uns von der Farm entfernten, desto
disziplinierter wurden die Hunde. Ted wich mir nicht mehr
von der Seite, Jack reagierte prompt wenn ich ihm ein "Get
in behind, Jack!" zubellte. Ich war "impressed",
wie wir Briten sagen. Ich habe ja schon etliche Wauwau's in
meinem Leben Gassi geführt, aber das waren mit Abstand
die Bestparierenden, die ich je unter meinem Kommando hatte.
Bess hatte ihre liebe Mühe mit uns mitzuhalten und war
daher gar nicht in Stimmung irgendwelche Schafe zu jagen.
Nur Doug, dem 6 Monate alten Welpen, war noch nicht so ganz
klar, was er bei "Get in behind!" machen sollte
und reagierte in erster Linie neugierig in meine Richtung,
wenn ich ihn von irgendwelchen Kadavern wegbeorderte.
Wir erreichten den Sattel oder "Funnel"
der bei Sturm den Wind bündelte, so daß die Passage
auf die Westseite der Berge immer etwas von einem Spaziergang
in einer Jumbo-Turibine hatte. Heute war alles ruhig. Und
bald kam auch unsere Pinguininsel, Motuara Island, ins Blickfeld.
Auch noch da: Motuara Island im Queen Charlotte
Sound
Unser Trupp folgte nun dem rauhen Track, der
sich entlang des Bergrückens nach Norden schlengelt.
Schafe blickten uns ängstlich entgegen und machten sich
in Richtung Tal im Osten oder Küste im Westen aus dem
Staube. Die doggies hechelten und trugen ihren Teil dazu bei,
daß ich heute keinem Schaf näher kam, als vielleicht
100m. Irgendwann, kam der Abzweig zu unserer Antennenstation
und ich mußte einfach mal nachsehen, obwohl es eigentlich
außer Gebüsch, Gras und tonnenweise Schafskötteln
gar nix zu sehen gab.
Nicht mehr da: unsere Peilantenne auf Arapawa
Island
Und während ich so da stand und unsere Antenne
vergeblich suchte, versuchte "3-toed" Jack (letzten
Sommer wurde ihm ein Zeh amputiert, weil ein Knochen gesplittert
war) wieder zu schleimen, wurstelte sich zwischen meinen Beinen
hindurch und gab mir wieder diesen typischen "Bin ich
nicht ein süßer Köter"-Blick.
Jack Attack zum x-ten: "3-toed"
Jack zwischen meinen Beinen
Zu unserer Rechten plätscherten weit unten
Wellen auf den Kieselstrand, an dem Stef im Frühjahr
mit Tony Pauas gesammelt hatte. Cape Koamaru ragte in die
ostwärtige Strömung der Cook Strait hinaus und markierte
die östliche Begrenzung des Jagdgebietes der Motuara
Island Pinguine auf Ein-Tages-Trips (ein bisschen Fachsimpelei
soll mir gestattet sein).
Der Nordzipfel Arapawas: Cape Koamaru
Nach einer Weile setzten wir unseren Weg, sehr
zur Freude von Ted und zum Verdruß der pustenden Bess,
weiter in Richtung Cape Koamaru fort. Die Nordostseite seiner
Ländereien hat Tony in ein Covenant, eine Art selbstverwaltetes
Naturschutzgebiet, verwandelt. Hier sieht Arapawa Island wieder
nach Neuseeland aus: auf den ehemals gerodeten Hängen,
die Steil zur Cook Strait abfallen, entwickelte sich in den
letzten Jahren Sekundärwald, dessen Unterwuchs dummerweise
von wilden Ziegen arg abgenibbelt ist.
Moosschleier in Tonys Covenant
Am höchsten Punkt unseres Trips angelangt,
hatte ich (die Hunde waren, so schätze ich, zu klein,
um über die Büsche zu lugen) einen fast 360°
Blick über den Queen Charlotte Sound, der Eingang zum
Pelorus Sound im Hintergrund, die Cook Strait im Norden und
Osten. Die Brothers lagen in der steifen Strömung der
Cook Strait - ob die Pengies hier ab und an mal ein paar Fische
einsacken? Und im Dunst im Hintergrund die neuseeländische
Nordinsel und Kapiti Island, eine weitere Insel, die als Wildlife
Sanctuary dient (wie auch Motuara Island).
Die Cook Strait: rechts die Brothers, im
Dunst am Horizont, Kapiti Island (links) und die Nordinsel
In unserem Rücken öffnete sich die
East Bay. Weit unten hörte ich Wekas schreien. Tuis brabbelten
in den Manukawäldern auf den Hängen. Abgesehen von
den Vogelstimmen und dem Hecheln der Hunde, war es Still.
Eine seichte Brise kräuselte das Wasser.
Und noch einmal die Eastbay
Nach fast 3 Stunden Gewander kehrten wir zur
Farm zurück. Bis zum Schluß parierten die Hunde
auf meine Kommandos. Erst als wir die letzte Weide ereichten,
flippten die Burschen wieder aus. Bess war offensichtlich
froh ohne Herzattacke wieder nach Hause gekommen zu sein.
Doug nervt Ted, Jack nimmt Maß für
ein weiteres Mal "Jack Attack"
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