Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 20. Juli 2001

Nachdem ich Tony geholfen hatte, seinen Wasserkraftgenerator wieder in Gang zu kirgen, stieg ich in meine Wanderbotte und machte mich auf den Weg hinauf in die Berge. Tony's Hirtenhunde rannten frei herum und langweilten sich anscheinend. Denn kaum hatte ich das Gartentor hinter mir zu gedrückt, als die Verrückten Bellos angestürmt kamen. Die Bengels, Jack, Ted und der junge Doug, pesten wie behämmert um mich herum, die alte Bess kam langsam herbei getrottet. Und als die Hunde mitbekamen, daß ich auf dem Weg in die Berge war, kannten sie kein Paddong... ich hatte die Horde am Hals.


Von links nach rechts: Bess, Jack, Ted und der "Neue", Doug

Ich wußte nicht so recht, ob Tony seine Hunde heute nicht brauchen würde und versuchte den Vierbeinern die Idee mich zu begleiten auszureden. Zog alles nicht. Wie Flummis titschten die Hunde um mich herum und hechelten und sabberten wie die Weltmeister. Am ersten Tor versuchte ich es cleverer. Ich öffnete das Tor nicht, sondern kletterte umständlich über den Zaun, um so die Tiere vielleicht abzuschütteln. Auf der anderen Seite angekommen warteten Ted und Jack schon auf mich - sie waren ohne Probleme über das 1 1/2 Meter hohe Tor gehüpft. Nur der junge Doug hatte seine Probleme und jaulte frustriert und zwängte isch schließlich zwischen den weiten Maschen des Zauns hindurch. Bess war zurück geblieben... dachte ich. Doch schließlich kam auch die alte Lady angetrottet und tat es Doug nach. Wir waren wieder zu fünft.

Auf dem Weg nach oben, mußte ich an unsere Peilzeiten hier denken, an die Stürme und den Frust. Alles hier auf Arapawa Island war noch so wie "damals" (vor etwas mehr als einem halben Jahr), bis auf den Sturm, der fehlte heute. Als ich über meine Schulter blickte sah ich Tonys Farm zwischen den Bäumen und die Tonee Marie auf dem Wasser.


Noch da: Tony Tristrams Farm in der East Bay

Je weiter wir uns von der Farm entfernten, desto disziplinierter wurden die Hunde. Ted wich mir nicht mehr von der Seite, Jack reagierte prompt wenn ich ihm ein "Get in behind, Jack!" zubellte. Ich war "impressed", wie wir Briten sagen. Ich habe ja schon etliche Wauwau's in meinem Leben Gassi geführt, aber das waren mit Abstand die Bestparierenden, die ich je unter meinem Kommando hatte. Bess hatte ihre liebe Mühe mit uns mitzuhalten und war daher gar nicht in Stimmung irgendwelche Schafe zu jagen. Nur Doug, dem 6 Monate alten Welpen, war noch nicht so ganz klar, was er bei "Get in behind!" machen sollte und reagierte in erster Linie neugierig in meine Richtung, wenn ich ihn von irgendwelchen Kadavern wegbeorderte.

Wir erreichten den Sattel oder "Funnel" der bei Sturm den Wind bündelte, so daß die Passage auf die Westseite der Berge immer etwas von einem Spaziergang in einer Jumbo-Turibine hatte. Heute war alles ruhig. Und bald kam auch unsere Pinguininsel, Motuara Island, ins Blickfeld.


Auch noch da: Motuara Island im Queen Charlotte Sound

Unser Trupp folgte nun dem rauhen Track, der sich entlang des Bergrückens nach Norden schlengelt. Schafe blickten uns ängstlich entgegen und machten sich in Richtung Tal im Osten oder Küste im Westen aus dem Staube. Die doggies hechelten und trugen ihren Teil dazu bei, daß ich heute keinem Schaf näher kam, als vielleicht 100m. Irgendwann, kam der Abzweig zu unserer Antennenstation und ich mußte einfach mal nachsehen, obwohl es eigentlich außer Gebüsch, Gras und tonnenweise Schafskötteln gar nix zu sehen gab.


Nicht mehr da: unsere Peilantenne auf Arapawa Island

Und während ich so da stand und unsere Antenne vergeblich suchte, versuchte "3-toed" Jack (letzten Sommer wurde ihm ein Zeh amputiert, weil ein Knochen gesplittert war) wieder zu schleimen, wurstelte sich zwischen meinen Beinen hindurch und gab mir wieder diesen typischen "Bin ich nicht ein süßer Köter"-Blick.


Jack Attack zum x-ten: "3-toed" Jack zwischen meinen Beinen

Zu unserer Rechten plätscherten weit unten Wellen auf den Kieselstrand, an dem Stef im Frühjahr mit Tony Pauas gesammelt hatte. Cape Koamaru ragte in die ostwärtige Strömung der Cook Strait hinaus und markierte die östliche Begrenzung des Jagdgebietes der Motuara Island Pinguine auf Ein-Tages-Trips (ein bisschen Fachsimpelei soll mir gestattet sein).


Der Nordzipfel Arapawas: Cape Koamaru

Nach einer Weile setzten wir unseren Weg, sehr zur Freude von Ted und zum Verdruß der pustenden Bess, weiter in Richtung Cape Koamaru fort. Die Nordostseite seiner Ländereien hat Tony in ein Covenant, eine Art selbstverwaltetes Naturschutzgebiet, verwandelt. Hier sieht Arapawa Island wieder nach Neuseeland aus: auf den ehemals gerodeten Hängen, die Steil zur Cook Strait abfallen, entwickelte sich in den letzten Jahren Sekundärwald, dessen Unterwuchs dummerweise von wilden Ziegen arg abgenibbelt ist.


Moosschleier in Tonys Covenant

Am höchsten Punkt unseres Trips angelangt, hatte ich (die Hunde waren, so schätze ich, zu klein, um über die Büsche zu lugen) einen fast 360° Blick über den Queen Charlotte Sound, der Eingang zum Pelorus Sound im Hintergrund, die Cook Strait im Norden und Osten. Die Brothers lagen in der steifen Strömung der Cook Strait - ob die Pengies hier ab und an mal ein paar Fische einsacken? Und im Dunst im Hintergrund die neuseeländische Nordinsel und Kapiti Island, eine weitere Insel, die als Wildlife Sanctuary dient (wie auch Motuara Island).


Die Cook Strait: rechts die Brothers, im Dunst am Horizont, Kapiti Island (links) und die Nordinsel

In unserem Rücken öffnete sich die East Bay. Weit unten hörte ich Wekas schreien. Tuis brabbelten in den Manukawäldern auf den Hängen. Abgesehen von den Vogelstimmen und dem Hecheln der Hunde, war es Still. Eine seichte Brise kräuselte das Wasser.


Und noch einmal die Eastbay

Nach fast 3 Stunden Gewander kehrten wir zur Farm zurück. Bis zum Schluß parierten die Hunde auf meine Kommandos. Erst als wir die letzte Weide ereichten, flippten die Burschen wieder aus. Bess war offensichtlich froh ohne Herzattacke wieder nach Hause gekommen zu sein.


Doug nervt Ted, Jack nimmt Maß für ein weiteres Mal "Jack Attack"