Also eines steht fest: was wir hier machen macht
hart. Sollte es zumindest, denn was es an Frusterlebnissen
zu verarbeiten gibt, paßt auf keine Kuhhaut mehr.
Nachdem uns die letzten zwei Tage mit Sonne und
fast Windstille gelockt hatten, entschlossen wir uns zu einer
neuen Peilrunde. Gestern vormittag hatten wir ja zwei Vögel
mit Sendern ausgestattet. Mittags holte mich dann Tony auf
Motuara Island ab. Stef und Kirsten bleiben zurück. Am
späten Nachmittag kletterte ich zu unserer alten Antennen-Position
auf Arapawa Island hinauf und fing an zu schrauben: ich hatte
beim letzten Mal die Antenne auseinandergenommen, um Sturmschäden
vorzubeugen (zu recht wir sich auch bestätigt hatte).
Ich hampelte fast zweieinhalb Stunden auf dem Berg herum,
bis die Antenne endlich stand. Und wie zur Begrüßung
frischte der Wind auf und begann aus Nordwesten in den Yagis
zu singen. Irre.
Heute morgen bimmelte um vier Uhr mein Wecker.
Um halb fünf machte ich mich auf den langen Aufstieg
zur Antenne. In den frühen Morgenstunden ist der Weg
anscheinend doppelt so lang, wie während des Rest des
Tages. In jedem Fall schien sich der Track endlos den Berg
hinaufzuwinden. Ich schleppte Wasser, Kocher und sonstigen
Krempel mit mir, denn ich hatte keinen Ablöser - mit
anderen Worten, während Stef und Kirsten auf Motuara
Island Schichten schoben, würde ich den ganzen Tag an
der Antenne hocken und peilen.
Im Funnel war es ungewohnt windstill. Insgesamt
schien sich der Nordwestwind wieder beruhigt zu haben. Dafür
bildeten sich Wolken auf dem Bergkamm, den ich entlang torkelte.
Als ich nach fast einer 3/4 Stunde endlich an der Antenne
ankam begrüßte mich die reinste Waschküche.
Nebel, eine Sicht von 10 Metern und recht frisch. War mir
egal, solange es nicht pfeift. Munter warf ich den Receiver
an. Ich mußte noch den Zeiger der Antenne kalibrieren.
Ich peilte auf unseren Referenzsender auf Motuara Island und
staunte nicht schlecht: er war nicht einzupeilen! Normalerweise
sollte man nichts hören, wenn die Antennen genau in die
Richtung des Signals peilt; das haut zwar nicht immer hin,
aber generell sollte es erheblich leiser werden, wenn man
auf das Signal peilt. Nichts dergleichen geschah bei mir.
Und los ging's: ich überprüfte alle Kabel. Die schienen
in Ordnung. Ich testete beide Antennenelemente. Die hatten
in etwa die gleiche Signalstärke. Ich probierte das ganze
mit und ohne Vorverstärker. Keine Veränderung. Der
Referenzsender war nicht einzupeilen.
Dann rief Stef an: "Matse, ich kann nur
einen Pinguin empfangen!".
Was? Wieder ein Sender mit leerer Batterie? Beide
Vögel mußten doch heute rausgehen. Oh nein! Mit
anderen Worten wir haben heute sage und schreibe 1 Pinguin
(TG07 - Grunt) zu peilen. 14 Stunden hier oben für
einen Track! Und ich kriege keinen verfluchten Positions Fix!
Jippieh! Das alles zusammen morgens um 5 Uhr 30 mit einem
Achselzucken zu nehmen, ist nicht leicht.
Deswegen gelang es mir auch nicht: "Abbruch!
Neuer Versuch um 9 Uhr, ich muß meine Anlage reparieren!"
Ich war stinksauer! Ich verfluchte die ganze
vermaledeite Radiotelemetrie. Welcher Spinner hatte sich eine
solche Methode ausgedacht? Was für einen Aufwand mußte
man betreiben, wieviele Komponenten spielten da eine tragende
Rolle und wie um Himmels Willen will man garantieren können,
daß auch alles vernünftig klappt? Da muß
nur ein Kontakt an einer Antenne hinüber sein und schon
ist alles für die Katz. Wenn eine Antenne nicht peilen
kann, sind die Werte der anderen Antenne witzlos. Und alles
weil ein Kontakt hin ist. Schnell mal eben reparieren? Sehr
witzig, wie will man den Kontakt, dern nebenbei bemerkt in
drei Metern Höhe an der Antenne angeschraubt ist, mitten
in der Pampa mit einer Autobatterie löten? Notlösung?
Die fällt nach einer Stunde Antennengedrehe wieder auseinander.
So ein Käse!
All das ging mir durch den Kopf als ich wutentbrannt
zu Tonys Farm hinunter lief. In meiner Tasche hatte ich die
Nullpeak Box, jenes kleine Gerät, welches die Signale
der beiden Antennen-Elemente so modifiziert, daß man
(theoretisch) nichts mehr hört, wenn das Signal eingepeilt
ist. Unten angekommen schraubte ich die Box auf. Doch das
gesamte Innenleben war mit Silikon versiegelt. Da gab es nichts
zu reparieren. Also begnügte ich mich damit die Stecker
zu polieren und einzufetten.
Um 9 Uhr war ich wieder an der Antenne. Nach
etlichen Versuchen hatte ich dann die Antennenkabel so an
die Nullpeak Box angeschlossen, daß ich peilen konnte.
Immerhin. Stef rief an und es ging los. Für etwa 1 1/2
Stunden. Solange konnten wir nämlich Grunt tracken,
bis er in Richtung Wellington hinter Arapawa Isaland im absoluten
Funkschatten für beide Antennen verschwand.
Also beschäftigte ich mich damit große
Steine zur Antenne zu schleppen, um deren Fuß zu beschweren
und zu stabilisieren. Immer wieder lauschte ich dem statischen
Rauschen des Receivers. Kein Pinguin zu hören: Grunt
ist in Wellingtión Verwandte besuchen und Marge
ist heute einfach auf dem Nest sitzen geblieben. Schweinerei!
So schön kann Radiotelemetrie sein.
Immerhin kam der Vogel gegen fünf Uhr nachmittags
wieder in unseren Empfangsbereich, so daß wir bis 19
Uhr 30 peilen konnten. Die Zeit zwischen den Vormittags- und
den Nachmittags-Peilungen ließen mir aber Zeit mein
Equipment genaustens zu überprüfen. Und klar ist
jetzt, daß die Anlage auf Arapawa Island in der jetzigen
Verfassung nur schlecht zu gebrauchen ist, denn an den beiden
Elementen der Antenne sind Yagis gebrochen und damit unbrauchbar
geworden. Daher geben beide Elemente unterschiedlich starke
Signale, was dann dazu führt, daß man keinen vernünftigen
Positions Fix kriegt. Eigentlich müßte ich neue
Yagis besorgen. Aber ich sitze hier auf einer Insel am Ende
der Welt.
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