Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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KÜKEN-STATUS
Oamaru
Nester: 87
OK
Flügge
R.I.P
124
10
1
Stand: 18.12.2000

NEUIGKEITEN - 27. Dezember 2000

Central Otago ist durch eine weite Tussock-Steppe gekennzeichnet: Landstriche, die sich in welligen Hügeln aus denen bizarre Felsen hervorragen bis zum Horizont erstrecken. Die Felsen sind Heimat für seltene neuseeländische Eidechsen: Otago Skink und Grand Skink. Vieles ist als Weideland für Schafsfarmen erschlossen. Außerdem lieben Raubtiere wie verwilderte Katzen, Frettchen und Wiesel die weite Steppe. Schafe haben die dumme Gewohnheit auf losen Felsen herumzuspringen unter denen diese seltenen Eidechsen Schutz suchen. Raubtiere haben die Gewohnheit Eidechsen zu fressen. Das Ergebnis sind zurückgehende Skink-Populationen, weil die Tiere immer häufiger unter den Felsen zermalmt oder gefressen werden. Deswegen hat die Regierung vor einigen Jahren einen weiten Landstrich in Central Otago von Farmern zurückgekauft und unter Schutz gestellt. Hier wird das Gebiet vom DOC intensiv mit Fallen bestückt um so die Nummern von Katzen, Frettchen und Wieseln so klein wie möglich zu halten. Und hier verbrachten wir Weihnachten.


Hier verbrachten wir Weihnachten - Joe Duleys altes Farmhaus und ein paar Nadelbäume als Windschutz

Das DOC hat mitten in der Pampa das alte Farm Haus eines Burschen namens Joe Duley gemietet, der hier vor rund 100 Jahren mit seiner Familie lebte. Diese Hütte - das paßt besser - ist ziemlich urig, doch läßt nichts vermissen: fließend warmes Wasser (wenn der Ofen brennt), Strom (eine Batterie Solapaneele stehen vor der Hütte) und bequeme Betten aus der Jahrhundertwende.


Joe Duleys Hut - nur die Solarpaneele und Dave's Auto sind neueren Datums

Unweit der Hütte beginnt das große Gebiet des DOCs. Abgegrenzt vom Farmland durch Zäune, intensiv mit Fallen bestückt, die den Raubtieren die dort nicht hingehören den Garaus machen sollen, ragen endlos verstreut die bizarren Felsen aus der Steppe, auf denen die seltenen einheimischen Eidechsen leben.


Die Macraes Flats - endlose Steppe aus der windgeschärfte Felsen ragen

Dave, der neben seiner Pinguinarbeit in Oamaru auch das Lizard-Projekt in den Macraes leitet, führte uns zu ein paar heißen Stellen und zeigte uns die Eidechsen aus der Nähe. Zugegeben, es war schon etwas komisch, mit dem Fernglas direkt vor seine Füße auf den Boden zu starren, doch es klappt!


Dave auf der Suche nach dem Otago Skink


Ein Otago Skink (etwas weiter hinten in der Felsspalte unter Stefs rechtem Fuß - genau hinsehen)

Das Bild oben ist ein Witz. Es handelt sich vielmehr um ein Grand Skink, welcher sich unter dem Felsen versteckt. Wenn man gaaanz genau hinsieht, kann man die dunklen Augen schimmern sehen.

Um ehrlich zu sein: auf dem Bild ist gar keine Eidechse zu sehen,... außer dem Common Skink auf Stefs linkem Schuh... aber lassen wir das.

Ein Problem in diesem Land ist es allerdings, von Felsen zu Felsen zu gelangen. Denn nicht selten verbirgt sich unter dem hohen Tussockgras ein schleimiges Sumpfloch, das Wanderbotten schmatzend begrüßt. Ziemlich gemein sind dann auch die abrupt auftauchenden Schluchten, die kleine Bäche in was-weiß-ich-wie-vielen-tausend Jahren in die Landschaft gegraben haben. Die Durchquerung erfordert of steile Ab- und Anstiege, bei denen nichts anderes halt bietet, als das Tussock Gras (welches im Ernstfall so effektiv ist, wie Rasiermesser als Treppengeländer).


Stef beim Abstieg durch Tussock

Neben den Ausflügen in die Pampa, gab es noch ein paar Einführungen ins Steppen-Leben. Dave versuchte Stef holzhacken beizubringen (ohne durchschlagenden Erfolg):


Military-Hippie in Gummistiefeln vergeht sich an einem unschuldigen Holzstück -
Stef streichelt unser Brennholz

Und schließlich, als Festtagsmahl, durfte Stef auch noch Huhu-Grubs versuchen: die fingerdicken Maden einer Borkenkäfer-Art, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen (ich war noch zu satt um selbst zu kosten). Dave röstete die zuckenden Maden gnädigerweise erst ein wenig in der Pfanne an (besser sahen sie dadurch allerdings auch nicht aus).


Stef vor dem Verzehr einer Made - der Blick sagt alles

Nun ja. Wir sind jetzt wieder in Oamaru und machen da weiter, wo wir vor Weihnachten aufgehört haben: Nestchecks und Datenauswertung. Übermorgen geht's dann wieder hoch in die Sounds. Silvester auf unserer Pinguin-Insel - was könnte besser sein?