Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 28. April 2000

Ich war ja gestern mit Lloyd in Oamaru. Wir haben dort die zuständigen Leute vom DOC getroffen. Als erstes sind wir mit Dave Houston in die Kolonie gefahren. Dort habe ich dann noch Denis Soundso und Tony Hocken kennengelernt. Tony ist ein absolut kauziger Chirug im Ruhestand, der sich jetzt in seiner Freizeit mit Pinguinbiologie befasst und - was sonst - tote Pinguien seziert. Denis, auch gut in den Fuffzigern, ist der Staff-Officer bei der Kolonie, die für Touristen erschlossen ist. Alle Pinguine dort leben in Nistkästen, die in einem abgezäunten Terrain südlich des Hafens aufgestellt sind. zwischen dem Ufer und den Nistplätzen liegt eine 20 Meter-Ebene, über die die Kerlchen latschen müssen, bevor sie sich in ihre überwachsenen Brutkästen verpieseln können. Es gibt zwei kleine Zuschauertribünen, denn die LBPs sind in Oamaru DIE Touristen-Attraktion.

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360° Ansichtg der Oamaru LBP Kolonie

Die wichtigste Info war, was die DOC Leute denn schätzen, wann die Pinguine zu brüten beginnen. Dave sah mit faltiger Stirn zu Denis und Denis mit faltiger Stirn zu Dave. "Letzes Jahr", sagte Dave gedehnt, "haben die Tiere erst Ende September angefangen zu brüten." - Bamm! - "Dieses Jahr... who knows? Vielleicht im Juli, vielleicht im August. Aber es dauert in jedem Fall noch eine Weile, denn die haben noch nicht angefangen Nester zu bauen." Denis meinte jedoch, daß er gestern erste Balzrituale gesehen hätte. Ich hoffe auf Juli, weil Motuara bereits im September fällig sein kann...
Weiter. Die Pinguine in dieser Kolonie sind unsere ersten Opfer. Wir werden sie hier ausstatten, was ein Kinderspiel sein wird, weil man an jeden Brutkasten über eine Klappe herankommt. Die DOC Leute werden dann evtl. (das muß noch abgesprochen werden) Mageninhaltsproben nehmen - da ist niemand ein Fan von, doch Lloyd denkt es wäre sehr interessant. Boris hat mir heute aber in einer Mail geschrieben, daß er das nicht so doll findet, weil das den Bruterfolg doch arg reduzieren könnte. Recht hat er. Das letzte Wort bezüglich Mageninhaltsproben ist wohl noch nicht gesprochen. Vielleicht können wir auf Wägen umsteigen. Das wär erheblich angenehmer für die Pinguine.
Oberhalb der Kolonie ist eine etwa 130 Meter hohe Steilküste. Hier können wir die erste Peilantenne aufbauen. Die zweite Peilantenne wird in Abhängigkeit davon, wohin die Pinguine in erster Linie schwimmen aufgebaut. Schwimmen die Tiere nach Norden, wird die zweite Antenne auf den Schafweiden von Doug Carsen aufgebaut. Das ist ein dünner Farmer mit Zickenbart und Ohrring (nichtsdestotrotz bestimmt schon an die sechzig). Von dort hat man dann einen guten Überblick über die See und man ist durch einen Wald im Rücken vor Nordwinden geschützt. Doug meinte, daß es im Juli "bloody cold up there" werden kann.

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Ein Panorama-Blick von Doug Carsons Weide.

Schwimmen die Pinguine nach Süden, müssen wir entsprechend umdisponieren und die zweite Antenne irgendwo im Süden positionieren. Da haben wir noch keine geeignete Stelle gefunden, weil es zu spät war, um genauer nachzusehen.
Die Sache mit dem Wohnwagen ist auf jeden Fall zur Sprache gekommen. Das Department hat einen Caravan, doch laut Mihoko (die Japanerin, die vor zwei Jahren mit den Pingus gearbeitet hat) ist der definitiv zu klein für vier Leute und würde gerade eben für zwei reichen. Oder wir suchen uns für die Zeit eine Bude in Oamaru, was aber schwer zu realisieren sein wird. Das muß also noch abgeschekelt werden.
Meine Transmitter müssen noch überarbeitet werden. Alles in allem sind sie noch ziemlich groß. Ich konnte das austesten, denn heute haben Spaziergänger einen LBP am Strand gefunden und zum DOC gebracht. Als wir in der Kolonie ankamen, war das Tier gestorben. Da habe ich dann mal meinen Transmitter angehalten. Tony Hocken, der Chirug, hat den Kleinen sofort eingesackt.
Außerdem hat Mihoko mir ein wenig von Motuara Island erzählt. Sie überraschte mich und Lloyd damit, sie hätte gehört, daß das DOC auf Motuara eine Hütte errichtet hat. Da es vielleicht darauf hinaus laufen wird, daß eine Antennenstation auf der Insel aufgebaut werden muss, ist eine Hütte sicher nicht verkehrt. Außerdem, als besonderes Schmankerl, ist die Insel ein Wildlife Sanctuary, auf der bedrohte Vogelarten ausgesetzt wurden. Neben Saddlebacks und Robins gibt es wohl auch "zahme" Kiwis, die Mihoko und ihre Helfer ein paar Mal besucht haben...
Das Problem mit Motuara Island ist die Logistik. Wenn wir die zweite Antenne auf dem Festland aufbauen, sind unsere Gruppen vielleicht getrennt. Denn bis jetzt ist der einzige Transport das Dolphin Watching Boot sowie das Postboot. Ich würde gerne zumindest einen Seekayak Zweier für die Zeit haben, damit wenigstens eine gewisse Mobilität da ist - nicht nur falls irgendwas passiert, sondern auch, damit ich zu beiden Antennenstationen komme, falls irgendwas defekt ist. Lloyd hat aber Bedenken, ob das Department da nicht Randale macht. Jedenfalls könnte die Festlandgruppe wohl in einer Farm übernachten. Aber auch das muß erst vor Ort geklärt werden.
Ein Problem ist, daß Lloyd ab September für drei Monate ausser Landes ist. Was ein echtes Problem sein kann, ist daß ihr wohl ab Oktober wieder nach Hause wollt/müßt. Damit wären wir dann mindestens eine, vielleicht sogar zwei Personen zu wenig für die Marlborough Sounds, denn das DOC hat zur Auflage gemacht, daß beide Stationen mit mindestens zwei Leuten besetzt sein müssen ("for safety reasons"). Outsch! Und es wird sicher nicht leicht Leute zu finden, die sich freiwillig für vielleicht 2 Monate (oder länger!) von der Zivilisation verabschieden... Abwarten und Teetrinken.