Ich war ja gestern mit Lloyd in Oamaru. Wir haben dort die
zuständigen Leute vom DOC getroffen. Als erstes sind wir mit
Dave Houston in die Kolonie gefahren. Dort habe ich dann noch
Denis Soundso und Tony Hocken kennengelernt. Tony ist ein
absolut kauziger Chirug im Ruhestand, der sich jetzt in seiner
Freizeit mit Pinguinbiologie befasst und - was sonst - tote
Pinguien seziert. Denis, auch gut in den Fuffzigern, ist der
Staff-Officer bei der Kolonie, die für Touristen erschlossen
ist. Alle Pinguine dort leben in Nistkästen, die in einem
abgezäunten Terrain südlich des Hafens aufgestellt sind. zwischen
dem Ufer und den Nistplätzen liegt eine 20 Meter-Ebene, über
die die Kerlchen latschen müssen, bevor sie sich in ihre überwachsenen
Brutkästen verpieseln können. Es gibt zwei kleine Zuschauertribünen,
denn die LBPs sind in Oamaru DIE Touristen-Attraktion.
360° Ansichtg der Oamaru
LBP Kolonie
Die
wichtigste Info war, was die DOC Leute denn schätzen, wann
die Pinguine zu brüten beginnen. Dave sah mit faltiger Stirn
zu Denis und Denis mit faltiger Stirn zu Dave. "Letzes Jahr",
sagte Dave gedehnt, "haben die Tiere erst Ende September angefangen
zu brüten." - Bamm! - "Dieses Jahr... who knows? Vielleicht
im Juli, vielleicht im August. Aber es dauert in jedem Fall
noch eine Weile, denn die haben noch nicht angefangen Nester
zu bauen." Denis meinte jedoch, daß er gestern erste
Balzrituale gesehen hätte. Ich hoffe auf Juli, weil Motuara
bereits im September fällig sein kann...
Weiter.
Die Pinguine in dieser Kolonie sind unsere ersten Opfer. Wir
werden sie hier ausstatten, was ein Kinderspiel sein wird,
weil man an jeden Brutkasten über eine Klappe herankommt.
Die DOC Leute werden dann evtl. (das muß noch abgesprochen
werden) Mageninhaltsproben nehmen - da ist niemand ein Fan
von, doch Lloyd denkt es wäre sehr interessant. Boris hat
mir heute aber in einer Mail geschrieben, daß er das nicht
so doll findet, weil das den Bruterfolg doch arg reduzieren
könnte. Recht hat er. Das letzte Wort bezüglich Mageninhaltsproben
ist wohl noch nicht gesprochen. Vielleicht können wir auf
Wägen umsteigen. Das wär erheblich angenehmer für die Pinguine.
Oberhalb
der Kolonie ist eine etwa 130 Meter hohe Steilküste. Hier
können wir die erste Peilantenne aufbauen. Die zweite Peilantenne
wird in Abhängigkeit davon, wohin die Pinguine in erster Linie
schwimmen aufgebaut. Schwimmen die Tiere nach Norden, wird
die zweite Antenne auf den Schafweiden von Doug Carsen aufgebaut.
Das ist ein dünner Farmer mit Zickenbart und Ohrring (nichtsdestotrotz
bestimmt schon an die sechzig). Von dort hat man dann einen
guten Überblick über die See und man ist durch einen Wald
im Rücken vor Nordwinden geschützt. Doug meinte, daß es im
Juli "bloody cold up there" werden kann.
Ein Panorama-Blick von Doug Carsons Weide.
Schwimmen die Pinguine nach Süden, müssen wir entsprechend
umdisponieren und die zweite Antenne irgendwo im Süden positionieren.
Da haben wir noch keine geeignete Stelle gefunden, weil es
zu spät war, um genauer nachzusehen.
Die Sache
mit dem Wohnwagen ist auf jeden Fall zur Sprache gekommen.
Das Department hat einen Caravan, doch laut Mihoko (die Japanerin,
die vor zwei Jahren mit den Pingus gearbeitet hat) ist der
definitiv zu klein für vier Leute und würde gerade eben für
zwei reichen. Oder wir suchen uns für die Zeit eine Bude in
Oamaru, was aber schwer zu realisieren sein wird. Das muß
also noch abgeschekelt werden.
Meine
Transmitter müssen noch überarbeitet werden. Alles in allem
sind sie noch ziemlich groß. Ich konnte das austesten, denn
heute haben Spaziergänger einen LBP am Strand gefunden und
zum DOC gebracht. Als wir in der Kolonie ankamen, war das
Tier gestorben. Da habe ich dann mal meinen Transmitter angehalten.
Tony Hocken, der Chirug, hat den Kleinen sofort eingesackt.
Außerdem
hat Mihoko mir ein wenig von Motuara Island erzählt. Sie überraschte
mich und Lloyd damit, sie hätte gehört, daß das DOC auf Motuara
eine Hütte errichtet hat. Da es vielleicht darauf hinaus laufen
wird, daß eine Antennenstation auf der Insel aufgebaut werden
muss, ist eine Hütte sicher nicht verkehrt. Außerdem, als
besonderes Schmankerl, ist die Insel ein Wildlife Sanctuary,
auf der bedrohte Vogelarten ausgesetzt wurden. Neben Saddlebacks
und Robins gibt es wohl auch "zahme" Kiwis, die Mihoko und
ihre Helfer ein paar Mal besucht haben...
Das
Problem mit Motuara Island ist die Logistik. Wenn wir die
zweite Antenne auf dem Festland aufbauen, sind unsere Gruppen
vielleicht getrennt. Denn bis jetzt ist der einzige Transport
das Dolphin Watching Boot sowie das Postboot. Ich würde gerne
zumindest einen Seekayak Zweier für die Zeit haben, damit
wenigstens eine gewisse Mobilität da ist - nicht nur falls
irgendwas passiert, sondern auch, damit ich zu beiden Antennenstationen
komme, falls irgendwas defekt ist. Lloyd hat aber Bedenken,
ob das Department da nicht Randale macht. Jedenfalls könnte
die Festlandgruppe wohl in einer Farm übernachten. Aber auch
das muß erst vor Ort geklärt werden.
Ein
Problem ist, daß Lloyd ab September für drei Monate ausser
Landes ist. Was ein echtes Problem sein kann, ist daß ihr
wohl ab Oktober wieder nach Hause wollt/müßt. Damit wären
wir dann mindestens eine, vielleicht sogar zwei Personen zu
wenig für die Marlborough Sounds, denn das DOC hat zur Auflage
gemacht, daß beide Stationen mit mindestens zwei Leuten besetzt
sein müssen ("for safety reasons"). Outsch! Und es wird sicher
nicht leicht Leute zu finden, die sich freiwillig für vielleicht
2 Monate (oder länger!) von der Zivilisation verabschieden...
Abwarten und Teetrinken.
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