Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 28. Oktober 2000

So ein Pech.

Nicht nur, daß wir Marge nicht tracken konnten, weil die Batterien des Sender wohl leer sind... Jetzt sind auch noch ihre Küken gestorben und das Nest ist aufgegeben. Die Chancen sie jetzt noch wiederzufinden und sie vom Sender zu befreien sehr gering. Denn Marge wird sicherlich nicht mehr tagsüber auf dem Nest hocken und sie Nachts im Bau zu finden, wird auch nicht sehr leicht sein. Ich fürchte wir müssen uns mit dem Gedanken abfinden, daß der Sender verloren ist und die arme Marge für die nächsten drei oder vier Wochen umsonst die Extraladung mit sich herumschleppt - solange dauert es vermutlich, bis sich das Tesa-Tape löst und der Sender abfällt. Wir können ja nicht lauschen, ob sie überhaupt in der Nähe der Insel ist, weil der Sender kein Mucks von sich gibt...

So ein Pech.

Dafür habe wir Grunt zweimal tracken können. Vom ersten Track berichtete ich ja bereits am 24. Oktober. Vorgestern (26. Oktober) ging Grunt erwartungsgemäß wieder auf See und blieb - ganz im Gegensatz zu seinem Trip zwei Tage zuvor - den ganzen Tag nah bei der Insel. Am gestrigen Tag (27. Oktober) rief Stef mich nachmittags von Motuara Ialand aus an und überraschte mich mit der Nachricht, daß Grunt wieder draußen sei. Den zweiten Tag hintereinander. Leider haben wir nicht getrackt, denn ich hatte am Tag zuvor die Arapawa Antenne erst einmal für die nächste Woche, in der ja nicht getrackt werden wird, abgesichert und alles abgebaut. Außerdem war es zu spät am Tag, als daß es sich gelohnt hätte, die Antenne wieder in Gang zu bringen. Was Stef aber mit Sicherheit sagen konnte, war daß Grunt im Gegensatz zum vorigen Tag wieder weit draußen in der Cook Strait unterwegs war (sie hatte von der Motuara Antenne aus gepeilt).

Ich stand vor unserem Sleep-Out auf Tony's Farm, hatte Tony's Funktelefon am Ohr und vernahm diese Neuigkeit. Ich blickte zu den Bergen hinauf: weiße, wattige Wolken schwappten vor einem dunkelblauen Himmel aus Nordwesten über den Bergkamm in die Eastbay. Der Wind kam zum teil in straffen Böen aus Nordwesten. Mir kam eine Idee.

Nach dem Telefonat setzte ich mich an meinen Computer und nahm mein Trackingprotokoll genauer unter die Lupe. Hier stehen die Daten, an denen wir welchen Pinguin, in welchem Wetter und bei welchen Windverhältnissen gepeilt haben. Und auffällig war folgendes: bei Südwinden, die aus dem Queen Charlotte Sound kamen, waren die von uns getrackten Pinguine in der Nähe der Insel geblieben; bei norwestern hingegen, scheinen sich die Pinguine generell in die Cook Strait hinauszuwagen. Gibt es da einen Zusammenhang? Das werden wir mit den nächsten Peilungen versuchen herauszufinden. Wir haben noch nicht genug Informationen um dieses Jagdschema als "allgemein gültig" zu akzeptieren. Ich hätte nicht gedacht, daß der verdammte norwester nocheinmal interessant werden könnte...

Stef und Kirsten haben gestern außerdem den einen Fahrtenschreiber vom Pignuin entfernen können. Der Pinguin mit dem zeiten Fahrtenschreiber war allerdings nicht im Bau, sondern sein Partner war bei den Küken. Ich hoffe nur, daß dies ein kleiner "Aussetzter" war und wir den zweiten TDR heute (Samstag) wieder bekommen können.

Stef hat sich mittlerweile auf den Weg nach Wellington gemacht, wo sie morgen unseren letzten Field Assistant vom Flughafen abholt - meinen Vater. Sobald die beiden Anfang nächster Woche auf der Insel eingetroffen sind, wird trainiert und ab Ende nächster Woche, wird mit voller Kraft gepeilt - wenn wir dann noch Sender übrig haben...