Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 30. September 2000

Es ist zum verrückt werden! Noch etwas über eine Woche und Jana und Peter machen sich auf den Heimweg und wir kriegen und kriegen keine Daten, weil sich die Stürme die Klinke in die Hand geben. Gestern bretterte der erste norwester durch den Queen Charlotte Sound. Der Weg zur Antenne auf Arapawa Island war wieder ein Abenteuer - die Sturmböen wollten uns vom Hang blasen. Die Situation an der Antenne war zwar nicht dramatisch, doch Peilen war in diesem Sturm unmöglich. Also: Kein Pinguin-Tracking.

Heute machte ich mich um 5 Uhr unter sternenklarem Himmel auf den Weg zur Antenne. Doch auf halben Wege zum Sattel hinauf wallte mit eine Nebelfront über den Kamm entgegen. Auf dem Sattel - dem "Funnel" angekommen, verschlug mir der Wind schon wieder den Atem. Als dann der Nebel kurz aufriß, blieb mir die Luft auch aus einem anderen Grund weg: aus dem Nordwesten rollte eine grau-schwarze Wand auf den Queen Charlotte Sound zu. Der "Nebel", so neben bei bemerkt, war eigentlich kein Nebel: vielmehr handelte es sich um frisch gebildete Wolken, die nach Südosten über die Eastbay fetzten.

An der Antenne angekommen errichtete ich einen Windschutz und telefonierte mit Peter. Auf Motuara Island war der Wind "völlig in Ordnung", daher begannen wir zu peilen. Im Laufe meiner Frühschicht nahm die Stärke der Böen, die die Antenne und Windschutz durchrüttelten zu und ich mußt mich mit als Kontergewicht gegen unser Holzgerüst stemmen. Die Sicht an der Antenne war weniger als 5 Meter, der Wind jaulte in den Yagis.

Nach drei Stunden war mein Mut im Keller. Ich war kurz davor wieder alles abzublasen, als mich Stef ablöste. Sie war frisch und wollte weiter machen. Ich machte mich ziemlich müde auf den Weg zur Farm. Der Wind war erheblich stärker als noch am frühen Morgen und im Funnel hatte ich das Gefühl unter einem startenden Düsenjet zu stehen. Das Wetter war mal wieder eine Ketestrophe.

Während ich unten frühstückte wurde es zunehmend schlimmer: gewaltige Böen ließen unsere Hütte erbeben und dicke Regentropfen prasselten an unsere Verandatür. Der Wind lärmte wir ein D-Zug im Tunnel. Je länger ich im Trockenen das wütende Wetter betrachtete, desto mehr Sorgen machte ich mir um Stef. Als ich zu meiner zweiten Schicht zum Funnel hinaufkletterte, hatte der Sturm seinen Höhepunkt erreicht: ich krabbelte zum Teil auf allen Vieren, damit der Wind nicht mehr Angriffsfläche hat. Bei so einem Wetter konnte die Antenne doch nicht stehen geblieben sein?

Ums kurz zu machen, die Antenne war stehen geblieben und Stef hatte tapfer weiter gepeilt. Als ich an der Antenne ankam stand Stef hinter dem Windschutz und stützte mit allem was sie hatte das Holzgerüst ab. Der Wind sang in der Antenne.


Peilen und Abstützen - Stef in einem weiteren norwester

Ich telefonierte mit Jana auf Motuara Island. Bei den beiden hatten nun auch schwere Böen eingesetzt und überhaupt hatte Jana Probleme unseren Pinguin einzupeilen. Also blies ich alles ab. Wieder einmal hat ein Sturm unseren Telemetrie Ambitionen einen Riegel vorgeschoben. Um es mit Kim Garretts Worten zu sagen: "That's Fieldwork".