Das Tagebuch eines Forschungsprojektes
 
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NEUIGKEITEN - 30. Dezember 2000

Der letzte Akt unserer Feldarbeit (von den Nestchecks in Oamaru mal abgesehen) ist eingeläutet. Zusammen mit Dave Houston sind Stef und ich heute nach Motuara Island zurückgekehrt. Es stehen noch die Mageninhaltsproben aus. Wir wollen herausfinden, was die Pinguine hauptsächlich als Nahrung aufnehmen (Fische? Oder doch eher Krill? Oder beides?). Daher werden wir einigen unglücklichen Pinguinen den Magen mit Salzwasser ausspülen , wenn sie am Abend an Land kommen.

Natürlich war das Wetter wieder wie es sein mußte: norwester und Schauer. Aber immerhin etwas wärmer,... um ehrlich zu sein, erheblich wärmer. Die Touristendichte hat sich auch erheblich verändert: war das Mailboot im Winter und Frühling meißt gähnend leer, kabbelten sich heute die Touristen um die Sitzplätze. Wir blieben lieber Heck bei unseren Klamotten und besuchten den Skipper Ken ab und an am Steuer.


Stef und Dave auf dem Mailboot nach Motuara Island

Auf dem Weg bekam das Boot kurzfristig schalgseite: Ken erspähte einen Pulk mit Delphinen (common dolphins), woraufhin alle nach Backbord stürzten und OH's and AH's den Raum erfüllten.


Ein 'common dolphin', ein 'fluttering shearwater' und Motuara Island am Horizont

Nach etwas über einer Stunde näherten wir uns Motuara Island. Es war wie ein nach Hause kommen. Die familläre Kontur der Insel, der kleine Klumpen Hippa Island am Südzipfel, der Gesang der Bellbirds, der über das Wasser getragen wird, die Neuseeland Tauben, die über dem Blätterdach des Waldes dahinsegeln. Ich bin froh wieder hier zu sein. Und so geht es auch Stef (obwohl sie vor vier Wochen noch ganz etwas anderes gesagt hat).

Es dauerte eine Weile, bis wir drei unsere Klamotten (Freßalien, Gerätschaften etc.) über den Track zur Hütte geschleppt hatten. Bill Cash hatte versprochen, daß er dafür sorgen würde, daß wir die Hütte unverschlossen finden würden. Nun, Bill hatte dies wohl wieder irgendwie vergessen, denn die Hütte war verriegelt und verammelt. Glücklicherweise kamen Les und Zoe (Dolphin Watch Marlborough) mit einer Fuhre Touristen. Les hatte einen provisorischen Schlüssel an Bord, so daß wir die Hütte ohne Gewaltanwendung öffnen konnten.

Nachdem alles organisiert war, machten wir und auf den Weg: Nestchecks. Ich wollte wissen, ob noch einige unserer Küken gestorben waren. Außerdem sollte Dave für mich die Positionen der Nester mit seinem GPS Empfänger aufnehmen. Es war warm, doch der starke norwester machte das Klettern im vertrauten Busch angenehm.


Auf dem Ridgetrack, Motuara Island.

Ums kurz zu machen, es scheint als ob alle Küken geflüggt wären (was ich auch erwartet hatte). Was aber in Anbetracht unserer Hauptaufgabe hier auf der Insel viel beunruhigender ist, sind die adulten Pinguine. Denn hier auf Motura Island, ist die Mauser im vollen Gange. Die meisten Pinguine hocken miesgelaunt in ihren Bauten und sehen aus, als wären sie einmal durch eine Jetturbine gesaugt worden: die Federn stehen plusterig ab und fallen bei der kleinsten Bewegung aus. Die Bauten gleichen einem Kopfkissen von innen: bergeweise liegen die alten, ausgefallenen Federn in der Höhle und quilllen als Federlawine daraus hervor. Oft muß man sehr genau hinsehen, um unter dem ganzen Federzeugs den Pinguin zu finden.


Federn ohne Ende, fast alle unsere Pinguine mausern
und haben schlechte Laune

Die Pinguine gehen während der Mauser nicht auf See, sondern hocken drei Wochen lang mehr oder weniger regungslos in ihren Bauten, sind schlecht gelaunt und warten das die neuen Federn endlich nachgewachsen sind. Mit anderen Worten, viele Pinguine werden wir abends nicht aus dem Wasser klettern sehen. Und das heißt, das wir Probleme kriegen könnten, Mageninhaltsproben nehmen zu können, den was bringt es hungernde, mausernde Pinguine zu beproben... Gut für die Pinguine, schlecht für uns.