Der letzte Akt unserer Feldarbeit (von den Nestchecks
in Oamaru mal abgesehen) ist eingeläutet. Zusammen mit
Dave Houston sind Stef und ich heute nach Motuara Island zurückgekehrt.
Es stehen noch die Mageninhaltsproben aus. Wir wollen herausfinden,
was die Pinguine hauptsächlich als Nahrung aufnehmen
(Fische? Oder doch eher Krill? Oder beides?). Daher werden
wir einigen unglücklichen Pinguinen den Magen mit Salzwasser
ausspülen , wenn sie am Abend an Land kommen.
Natürlich war das Wetter wieder wie es sein
mußte: norwester und Schauer. Aber immerhin etwas
wärmer,... um ehrlich zu sein, erheblich wärmer.
Die Touristendichte hat sich auch erheblich verändert:
war das Mailboot im Winter und Frühling meißt gähnend
leer, kabbelten sich heute die Touristen um die Sitzplätze.
Wir blieben lieber Heck bei unseren Klamotten und besuchten
den Skipper Ken ab und an am Steuer.
Stef und Dave auf dem Mailboot nach Motuara
Island
Auf dem Weg bekam das Boot kurzfristig schalgseite:
Ken erspähte einen Pulk mit Delphinen (common dolphins),
woraufhin alle nach Backbord stürzten und OH's and AH's
den Raum erfüllten.
Ein 'common dolphin', ein 'fluttering shearwater'
und Motuara Island am Horizont
Nach etwas über einer Stunde näherten
wir uns Motuara Island. Es war wie ein nach Hause kommen.
Die familläre Kontur der Insel, der kleine Klumpen Hippa
Island am Südzipfel, der Gesang der Bellbirds, der über
das Wasser getragen wird, die Neuseeland Tauben, die über
dem Blätterdach des Waldes dahinsegeln. Ich bin froh
wieder hier zu sein. Und so geht es auch Stef (obwohl sie
vor vier Wochen noch ganz etwas anderes gesagt hat).
Es dauerte eine Weile, bis wir drei unsere Klamotten
(Freßalien, Gerätschaften etc.) über den Track
zur Hütte geschleppt hatten. Bill Cash hatte versprochen,
daß er dafür sorgen würde, daß wir die
Hütte unverschlossen finden würden. Nun, Bill hatte
dies wohl wieder irgendwie vergessen, denn die Hütte
war verriegelt und verammelt. Glücklicherweise kamen
Les und Zoe (Dolphin Watch Marlborough) mit einer Fuhre Touristen.
Les hatte einen provisorischen Schlüssel an Bord, so
daß wir die Hütte ohne Gewaltanwendung öffnen
konnten.
Nachdem alles organisiert war, machten wir und
auf den Weg: Nestchecks. Ich wollte wissen, ob noch einige
unserer Küken gestorben waren. Außerdem sollte
Dave für mich die Positionen der Nester mit seinem GPS
Empfänger aufnehmen. Es war warm, doch der starke norwester
machte das Klettern im vertrauten Busch angenehm.
Auf dem Ridgetrack, Motuara Island.
Ums kurz zu machen, es scheint als ob alle Küken
geflüggt wären (was ich auch erwartet hatte). Was
aber in Anbetracht unserer Hauptaufgabe hier auf der Insel
viel beunruhigender ist, sind die adulten Pinguine. Denn hier
auf Motura Island, ist die Mauser im vollen Gange. Die meisten
Pinguine hocken miesgelaunt in ihren Bauten und sehen aus,
als wären sie einmal durch eine Jetturbine gesaugt worden:
die Federn stehen plusterig ab und fallen bei der kleinsten
Bewegung aus. Die Bauten gleichen einem Kopfkissen von innen:
bergeweise liegen die alten, ausgefallenen Federn in der Höhle
und quilllen als Federlawine daraus hervor. Oft muß
man sehr genau hinsehen, um unter dem ganzen Federzeugs den
Pinguin zu finden.
Federn ohne Ende, fast alle unsere Pinguine
mausern
und haben schlechte Laune
Die Pinguine gehen während der Mauser nicht
auf See, sondern hocken drei Wochen lang mehr oder weniger
regungslos in ihren Bauten, sind schlecht gelaunt und warten
das die neuen Federn endlich nachgewachsen sind. Mit anderen
Worten, viele Pinguine werden wir abends nicht aus dem Wasser
klettern sehen. Und das heißt, das wir Probleme kriegen
könnten, Mageninhaltsproben nehmen zu können, den
was bringt es hungernde, mausernde Pinguine zu beproben...
Gut für die Pinguine, schlecht für uns.
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