JAGDSTRATEGIEN UND BRUTERFOLG DES NEUSEELÄNDISCHEN
ZWERGPINGUINS EUDYPTULA MINOR
Jagdreichweiten - wo finden Zwergpinguine
ihre Nahrung?
In
der Vergangenheit wurden viele Bereiche der Biologie des neuseeländischen
Zwergpinguins wissenschaftlich untersucht: wir wissen viel
über die Verbreitung und Häufigkeiten der Pinguine,
haben das Fortpflanzungs-verhalten und den Bruterflog studiert.
Doch im Vergleich zu den Erkenntnissen über andere, größere
Pinguinarten, gibt es doch eine große Grauzone in der
Biologie der Zwergpinguine: Was machen die Vögel,
wenn sie auf See sind?
In den letzten drei Jahrzehnten haben Biologen diesen Bereich
der Pinguinbiologie mit den Methoden der Fernmessung ausgeleuchtet.
Man befestigte Geräte an den Pinguinen, die entweder
Signale an land- oder schiffbasierte Empfangsstationen sendeten
(Kurzwellen- oder Satellitensender), so daß die
Position der Pinguine zu bestimmten Zeitpunkten ermittelt
werden konnte, oder Datenschreiber, die während der "Seereisen"
der Pinguine kontinuierlich Veränderungen von physikalischen
Begebenheiten (z.B. Druck als Maß fürTauchtiefen,
Licht, Temperatur) aufzeichneten. Während
der frühen Phasen dieser Biotelemetrie genannten
Forschungen waren die Sender und Fahrtenschreiber sehr groß
und veränderten so die optimale Stromlinienform der Pinguine
und behinderten daher die Vögel speziel während
der Tauchphasen. Aus diesem Grund waren solche Methoden auch
nur bei großen Pinguinarten (z.B. Kaiserpinguine oder
Königspinguine) durchzuführen.
Doch mit fortschreitender Entwicklung der Mikrotechnologie
wurden die Geräte immer kleiner. Speziell die Maße
von Kurzwellensendern und Fehrtenschreiber sind in den letzten
Jahren extrem reduziert worden, so daß wir diese Techniken
nun auch am kleinsten aller Pinguine anwenden können:
am ZWergpinguin.
Was versuchen wir hauszufinden?
Zwerpinguin leben zwischen zwei Welten: sie brüten und
ziehen ihre Jungen an Land auf, während sie ausschließlich
auf See nach Nahrung suchen. Außerhalb der Brutperioden
sind die Tiere relativ unabhängig von ihrer Brutkolonie
- sie müssen sich nicht um Ihre Küken kümmern
oder ihren Partner bei den Nestwachen ablösen. Deswegen
können die Pinguine auch auf längere Jagdzüge
gehen, auf denen sie sich über 700km von ihrer Brutkolonie
entfernen. Anders jedoch während der Brutsaison: die
Pinguine bleiben in der Nähe ihrer Kolonie aus den oben
erwähnten Gründen. Daher ist es wahrscheinlich,
daß das Vorhandensein von Nahrung (Heringe, Anchovy
oder Tintenfisch) in unmittelbarer Nähe einen großen
Einfluß auf den Bruterfolg einer Kolonie hat: je
mehr Beute unweit der Kolonie zu finden ist, desto mehr Nahrung
steht den Küken zur Verfügung und desto kürzer
sind Perioden, in denen die Küken vom ihren Eltern in
der Bruthöhle allein gelassen werden.
Hungrige zwergpinguinküken (Foto:
M. Renner)
Die Zwergpinguinkolonie in Oamaru (Karte)
hat einen außerodentlich hohen Bruterfolg. Wir wollen
herausfinden, in welchem Maße dies mit den Jagdstrategien
der adulten Vögel in Verbindung steht.
Wie lang bleiben die Tiere auf See?
Wie weit entfernen sie sich dabei von ihrer Kolonie? Gibt
es bestimmte Seegebiete, die von den Pinguinen bevorzugt werden?
Was sind die Gründe für diese Jagdmuster? Wie setzt
sich ihre Beute zusammen?
Was tun wir?
In
erster Linie verwenden wir Radio-Sender um die Jagdrouten
der Pinguine auf See verfolgen zu können. Diese Kurzwellensender
(siehe Bild) geben kontinuierlich Signale ab - "Beeps"
- einer bestimmten Frequenz (zwischen 148 und 150 MHz) aus.
Um diese Signale zu lokalisieren verwenden wir zwei landbasierte
Empfangsstationen, die aus drehbaren Antennen bestehen - eine
Antenne auf den Klippen hinter der Kolonie, die andere 8km
weiter nördlich auf einem hügeligen Schafweiden.
Diese Antennen werden synchron zum Maximum des Signals gedreht,
was in 30-Minuten-Intervallen über den Tag verteilt geschieht.
Schließlich kann man aus den Winkeln beider Antennen
über eine Dreiecksgleichung, die Position der Pinguine
bestimmen. Die Sender bleiben für ungefähr 5 bis
6 Tage an den Tieren befestigt.
Zusätzlich setzten wir Fahrtenschreiber ein, die Time-Depth-Recorder
(TDR) genannt werden und in regelmäßigen Intervallen
Druck, Temperatur und Lichtintensität
aufzeichnen. Die Daten werden in einem Computerchip gespeichert
und können, wenn das Gerät vom Pinguin entfernt
wurde, auf einen Computer geladen werden.
Wildlife Computer Mk7 TDR
Außerdem werden wir Mageninhaltsanalysen bei einigen
Pinguinen vornehmen (kein Tier wird getötet), sowie über
Wägungen und Vermessung von Schnabellängen, die
Wachstumsraten der Küken bestimmen.
Die gleichen Untersuchungen werden im weiteren
Verlauf dieses Jahres an einer zweiten Kolonie auf Motuara
Island (Karte)
in den Marlborough Sounds vornehmen, so daß wir vergleichende
Schlüsse ziehen können.
Wer sind wir?
Wir sind Studenten der University of Otago in Dunedin/Neuseeland
und des Instituts für Meereskunde Kiel/Deutschland. Die
Leitung des Projektes unterliegt im Rahmen einer Diplomarbeit
Thomas Mattern, der von zwei bekannten Pinguinforschern betreut
wird: Dr. Lloyd Davis (Dunedin) und Prof. Dr. Boris Culik
(Kiel).
|